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Inhaltsverzeichnis[Verbergen]

Im Heiligen Römischen Reich

In der kaiserlichen österreichischen Armee waren stets alle Völker des habsburgischen Machtbereichs - und weit darüber hinaus - vertreten.

Bis zur Einführung des Konskriptionssystems 1771 waren die 'kaiserlichen Völker' (im Sinne von Regimentern) ausschließlich Berufssoldaten, die sich meist freiwillig anwerben haben lassen. Dabei spielte die 'Reichswerbung', also die Anwerbung von Söldnern in den Territorien des 'Heiligen Römischen Reiches' (nur die Kurfürstentümer waren ausgenommen) eine zentrale Rolle. Besonders in den damals noch zahlreichen Reichsstädten und den geistlichen Fürstentümern wurde geworben, daneben natürlich auch in allen habsburgischen Ländern von Flandern bis Siebenbürgen und auch im Ausland, vor allem in Italien, Polen und unter den christlichen Balkanvölkern ('Grenzer'). Die ethnisch - sprachliche Zusammensetzung war dementsprechend bunt.

Die Regimenter wurden von den großen Grundherrn aufgestellt, bezahlt und versorgt, dementsprechend entschieden sie auch über die Besetzung der Offiziersstellen und gaben die Regeln vor. Vertreten waren alle christlichen Bekenntnisse, die katholische Gegenreformation hatte im Bereich der Armee wenig Einfluß.

Erst ab dem Absolutismus wurde auch die Armee allmählich zentralisiert. Der 'Österreichische Erbfolgekrieg' (1740 - 1748) und die drei 'Schlesischen Kriege' (1740 - 1763) gegen Fürsten des Reiches (Bayern, Sachsen, Preußen usw.) hatte die Stellung der Habsburger im Heiligen Römischen Reich erschüttert. Sie stellten zwar ab 1745 mit Franz Stephan I., dem ersten Habsburg-Lothringer wieder den Kaiser, doch verlor die Reichswerbung nun immer mehr an Bedeutung. Die Einführung des Konskriptionssystems 1771 brachte dagegen mehr habsburgische Untertanen in die kaiserliche Armee.

Mit der Einbeziehung der Juden ins Konskriptionssystem 1788 änderte sich auch das Selbstverständnis von der 'christlichen Armee' hin zur 'Österreichischen Armee'.

War durch die Reichswerbung noch um 1700 der Großteil der kaiserlichen Soldaten deutschsprachig, so nahm nun allmählich auch die Zahl der Ungarn und Kroaten zu. Ab 1772, nach der Erwerbung Galiziens, lebten auch viele Polen und Ruthenen im Habsburgerreich, auch ihre Zahl stieg nun in der Armee an. Tschechen und Slowaken, sowie Italiener und Schweizer waren schon lange Teil der 'kaiserlichen Kriegsvölker' gewesen.

 

Franzosenkriege und Biedermeier

Mit dem Ende des Reiches 1806 hörte die Reichswerbung fast völlig auf. Die Reichsfürsten waren ja nun souveräne Herrscher geworden, die Soldatenanwerbung in ihren Territorien nicht mehr offen möglich. Alle geistlichen Territorien waren ja schon 1803 (Säkularisierung) untergegangen, die meisten Reichsstädte wurden von den benachbarten Verbündeten Napoleons "geschluckt". Nun stützte sich die kaiserliche Armee vor allem auf eigene Untertanen, daneben aber auch auf zahlreiche Flüchtlinge aus dem französischen Machtbereich.

Mit dem endgültigen Verlust der 'Habsburgischen Niederlande' (1805) nahm dagegen der bis dahin bedeutende Teil der französisch-, flämisch- und wallonischsprachigen Soldaten allmählich ab.

Diese Situation blieb dann bis zum Revolutionsjahr 1848 bestehen.

 

Amtssprachen ab 1849

Schon 1849 mit der ersten demokratischen Verfassung, die nie in Kraft treten durfte, und auch mit der oktroyierten Verfassung (4. März 1849 - Märzverfassung) war die Gleichheit aller Völker und Sprachen festgeschrieben worden.

Das Reichsgesetzblatt erschien parallel in folgenden Sprachen:

1. In deutscher Sprache
2. in italienischer,
3. in magyarischer,
4. in böhmischer (zugleich mährischer und slovakischer Schriftsprache)
5. in polnischer,
6. in ruthenischer,
7. in slovenischer (zugleich windischer und krainerischer Sprache)
8. in serbisch=illirischer Sprache mit serbischer Civil=Schrift
9. in serbisch=illirischer (zugleich croatischer) Sprache mit lateinischen Lettern
10. in romanischer (moldauisch=wallachischer Sprache)

(aus: Einleitung zu dem allgemeinen Reichs- Gesetz und Regierungsblatte für das Kaiserthum Österreich, Seite VI)

In der Praxis wurde zwischen Tschechisch und Slowakisch unterschieden; Serbisch und Kroatisch bis inkl. 1870 in den Statisitken der Armee getrennt angeführt, später dann einheitlich als Serbokroatisch.

 

k.k. Kriegsmarine

Die k.k. Kriegsmarine, die 1797 mit der Erwerbung Venedigs "geerbt" und auch in der Folge italienisch dominiert war, war 1848 fast zur Gänze zu den italienischen Aufständischen übergelaufen. Sie wurde daher nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen völlig neu aufgebaut, die k.k. Marine-Kadettenschule 1848 nach Triest verlegt und 1857 dann nach Fiume. Die italienische Kommandosprache wurde 1850 bzw. 1853 durch die deutsche ersetzt, anstelle von Venedig wurde nun Pola (kroat. Pula) in Istrien zum Haupt-Kriegshafen ausgebaut, wodurch es von 1.100 Einwohnern (1851) auf 25.390 (1880) und 58.562 (1910) anwuchs. Der italienische Einfluß blieb zwar wichtig, vor allem durch Italiener aus Istrien und Dalmatien, aber man warb nun massiv auch deutsche, kroatische, tschechische und später auch ungarische Marineoffiziere und Matrosen an.

 

Nationalitätenstatistik der Kriegsmarine
(in Prozent)

   Seeoffiziere  Mannschaften
Nationalität 1885 1910 1885 1910
Deutsche 45,0 51,0 7,9 24,5
Magyaren 14,7 12,9 5,6 12,6
Tschechen 12,3 9,2 4,5 7,1
Polen  4,0 2,8 0,5 1,0
Italiener 9,7 9,8 32,0 18,3
Slowenen 4,0 4,2 4,6 3,6
Kroaten & Serben 10,3 9,8 44,9 29,8

 

Ungarn nach 1848

Auch im Osten der Monarchie gab es zu dieser Zeit eine große Verschiebung der Verhältnisse. Beim ungarischen Aufstand 1848 - 1849 war ein Großteil der ungarischen Armeeinheiten zu den Aufständischen übergelaufen. Nach dem Sieg der kaiserlichen und russischen Armeen 1849 wurden Ungarn bis 1860 massiv aus dem Heer ausgegrenzt, bei der Offizierslaufbahn gebremst und behindert. Erst dann nahm der Einfluß der Ungarn, die ab 1867 ('Ausgleich') wieder einen eigenen Staat besaßen, wieder zu. Dagegen besaßen die Minderheiten in den Ländern der Heiligen Stephanskrone von 1848 bis 1860 einen sehr hohen Stellenwert. Das galt ganz besonders für die Kroaten und Serben, in bescheidenerem Ausmaß auch für die Slowaken, Rumänen und Deutschen.

 

Italiener und Bosnier

Mit dem Verlust der Lombardei (1859) und Venetiens (1866) nahm die Zahl der italienischen und friulanischen Soldaten dramatisch ab, 1878 mit den Okkupation Bosnien-Herzegowinas bzw. 1882 mit der Aufstellung der ersten Armeeinheiten dort, nahm die Zahl der Serben und Kroaten zu und erstmals gab es auch (islamische) Bosnier unter den kaiserlichen Soldaten.

 

Kommando- und Dienstsprachen

Mit dem neuen Wehrgesetz von 1868, das in beiden Reichshälften beschlossen wurde, gab es erstmals grundlegende einheitliche Vorschriften. Nun galten erstmals die 'Allgemeinen Wehrpflicht', was aber keineswegs bedeutete, daß auch alle tauglichen Rekruten wirklich eingezogen worden wären.

Die Kommandosprache war die Sprache, in der die etwa 90 Kommandos wie "Habt Acht", "Ruht" usw. erteilt wurden.

Die Dienstsprache war die Sprache, in der mit über- und untergeordneten - sowie gleichrangigen Dienststellen verkehrt wurde. In ihr wurden auch die Protokolle geführt.

In der gemeinsamen Armee (bis 1889 k.k. Armee, dann k.u.k. Armee), der Kriegsmarine und der k.k. Landwehr waren Kommando- und Dienstsprache Deutsch. Bei den galizischen k.k. Landwehreinheiten war es allerdings üblich, Polnisch als Dienstsprache zwischen den einzelnen Einheiten zu verwenden, was stillschweigend geduldet wurde.

Bei der k.u. Landwehr (Honvéd) waren Kommando- und Dienstsprache Ungarisch. In der kroatisch-slawonische Landwehr (Domobranzen) Kroatisch.

Die Einberufungsbescheide wurden bei gemeinsamen Armee (bis 1889 k.k. Armee, dann k.u.k. Armee), der Kriegsmarine und der k.k. Landwehr in der Muttersprache der Rekruten bzw. Soldaten ausgestellt; bei der k.u. Landwehr in Ungarisch, bei der k.s. Landwehr in Kroatisch.

 

Regimentssprachen

Die Regimentssprache, das war die alltägliche Verkehrssprache innerhalb der Einheiten, in der auch die Ausbildungen abgehalten wurden, richtete sich nach der sprachlichen Zusammensetzung der jeweiligen Einheit. Jede Umgangssprache, die von mehr als 20% der Soldaten gesprochen wurde, war auch Regimentssprache. Damit gab es viele Regimenter, die zwei, drei oder sogar vier Regimentssprachen hatten, die parallel zueinander benutzt worden sind. Insgesamt waren elf Sprachen offiziell anerkannt: Deutsch, Ungarisch, Tschechisch, Polnisch, Ruthenisch, Slowakisch, Rumänisch, Italienisch, Slowenisch, Kroatisch und Serbisch.

Unter den 106 Infanterieregimentern der k.u.k. Armee am Vorabend des Ersten Weltkriegs, gab es nur 20 einsprachige, darunter je 7 mit ausschließlich deutscher bzw. ungarischer Regimentssprache und zwei mit tschechischer (IR 28 und IR 36). Weiters waren die vier bosnisch-herzegowinischen Infanterie-Regimenter einsprachig Serbo-Kroatisch, denn die Regimentssprache wurde ja nur mündlich benützt und da war (und ist) zwischen Serbisch, Bosnisch und Kroatisch wenig Unterschied.

Die Kavallerieregimenter waren, bedingt durch ihre traditionelle Länderbindung, sprachlich gesehen deutlich homogener. So hatten knapp vor dem Ersten Weltkrieg 10 der 12 Husarenregimenter ausschließlich Ungarisch als Regimentssprache. Freilich spielte da auch der ungarische Nationalismus dieser Zeit mit, wo alle sprachlichen Minderheiten einem starken Assimilierungsdruck ausgesetzt waren.

Im Sommer 1914 z. B. galten lediglich 142 Truppenkörper (Regimenter oder unabhängige Bataillone) als einsprachig. In 162 wurden zwei Sprachen gesprochen, in 24 drei Sprachen, und es gab sogar einige Regimenter, in denen vier Sprachen verwendet wurden. Von den 142 einsprachigen Truppenkörpern waren nur 31 deutschsprachig

Beim Heer gab es nur 142 Truppenkörper mit einer Regimentssprache. Davon wurden in 12 IR, 3 Kavallerieregimentern, 12 Feldartillerie- und Gebirgsartillerieregmentern deutsch gesprochen. In 162 Truppenkörpern des Heeres gab es zwei, in 24 sogar drei.

Deutsch als Regimentssprache kam in 138 Einheiten vor, davon in 30 als einzige Regimentssprache. Polnisch kam 48 Mal als Regimentssprache vor, davon 10 Mal als einzige (vgl. RYDEL 2001:82). Weitere Nationalsprachen: Ungarisch 97 (davon 44 Mal als einzige Regimentssprache), Tschechisch 69 (8), Ruthenisch („Ukrainisch“) 39 (8), Rumänisch 28 (4), Serbokroatisch 26 (18), Slowakisch 17 (4), Slowenisch 13 (3) und Italienisch kam in 6 Einheiten vor, jedoch immer gemeinsam mit Deutsch oder Slowenisch (Quelle: RYDEL 2001:82).

Regimentssprachen. Bei der k.k. Landwehr waren 19 Truppenkörper einsprachig, 44 zweisprachig und einer dreisprachig.

Diese Bestimmung galt auch für die beiden Landwehren, wurde aber in der k.u.-Landwehr meist nicht umgesetzt. Auch wenn dort Rumänisch, Deutsch, Slowakisch, Ruthenisch oder Serbisch von 20 oder mehr Prozent der Soldaten gesprochen wurde, wurde praktisch überall ausschließlich Ungarisch als Regimentssprache verwendet. Die Einheiten der kroatisch-slawonische Landwehr waren sprachlich gesehen weitgehend einheitlich, sodaß überall Serbokroatisch verwendet wurde.

Ab 1904 waren nicht mehr die Umgangssprachen zur Festlegung der Regimentssprachen entscheidend, sondern alle Sprachen, die der Einzelne benutzte. Da viele Soldaten mehrsprachig waren, bedeutete das praktisch gesehen eine Ausweitung der Regimentssprachen.

 

Sprachen der Offiziere

Oberoffiziere (Leutnant bis Hauptmann/Rittmeister), die diesen Einheiten zugeteilt wurden, waren verpflichtet alle Regimentssprachen, die sie noch nicht beherrschten, binnen dreier Jahre zu erlernen. Dann mußten sie ihre Sprachkenntnisse vor einer Kommission unter Beweis stellen. Waren diese Sprachkenntnisse dann nicht „zum Dienstgebrauch genügend“, wurde ihnen eine weitere Frist von zwei Jahren gewährt. Reichte auch das nicht aus, wurde er im Dienstakt als "zur Zeit nicht geeignet“ vermerkt und sie von Beförderungen ausgeschlossen.

Viele Offiziere beherrschten die slawischen Sprachen nur mangelhaft, und behalfen sich mit "Armeeslawisch". Das war eine Mischsprache aus den verschiedenen slawischen Sprachen der Monachie (Tschechisch, Polnisch, Ruthenisch, Slowakisch, Kroatisch, Serbisch und Slowenisch) durchsetzt mit deutschen und anderen Worten.

An den Militärakademien mußte jeder Offiziersschüler Deutsch lernen, sofern es nicht seine Muttersprache war, weiters zwei andere in der Monarchie gesprochene Sprachen und Französisch.

Im Jahr 1911 gaben 76,1% der Offiziere der k.u.k. Armee Deutsch als Muttersprache an, 10,7% Ungarisch und 5,2% Tschechisch. Bei den Reserveoffizieren waren es 56,8% Deutsch, 24,5% Ungarisch und 10,6% Tschechisch. Bei den Beamten des k.u.k. Kriegsministeriums waren es 68% Deutsch, 14% Tschechisch und 7% Ungarisch.

Im Jahr 1913 gaben von den Mannschaften der k.u.k. Armee 26,7% Deutsch, 22,3% Ungarisch, 13,5% Tschechisch, 8,5% Polnisch, 8,1% Ruthenisch, 6,7% Serbocroatisch, 6,4% Rumänisch, 3,8% Slowakisch, 2,6% Slowenenisch, 1,4 Italienisch an. (Quelle: Der Erste Weltkrieg von Wolfdieter Bihl)

 

Nationalitäten in Österreich-Ungarn und in der k.u.k. Armee 1910

Bevölkerung allgemein

Mannschaften
aktiv u. in der Reserve

Nationalität Absolutzahl  Absolutzahl %
Deutsche 12.007.000 24,3 375.015 25,2
Magyaren 10.056.000 19,6 344.210 23,5
Tschechen, Mährer, Slowaken 8.410.000 16,3 245.046 16,5
Polen 4.968.000 9,7 118.168 7,9
Ruthenen 3.998.000 7,8 113.931 7,6
Serben und Kroaten
4.381.000 8,5 134.019 9,0
Slowenen 1.256.000 2,4 36.361 2,4
Rumänen 3.224.000 6,3 103.814 7,0
Italiener 786.000 1,5 19.510 1,3
Andere 2.314.000 4,5 358  
Insgesamt 51.390.000 100 1.490.459 100
Andere: 358 bulgarische Soldaten

(Quelle: Militärstatistisches Jahrbuch für das Jahr 1910 (Wien 1911), S. 145-146)

 

Ethnische Verteilung der Berufsoffiziere in der k.u.k. Armee im Jahre 1900
(in Prozent)
Nationalität Militär-Statistisches
Jahrbuch 1900
Stichprobe
Deák
Zöglinge der
Militärschulen
Deutsche 80,0 55,0 36,9
Magyaren 7,6 9,1 22,1
Tschechen 5,3 8,1 -
Slowaken 0,1 0,4 -
Polen 2,3 3,3 -
Ruthenen 0,2 0,4 -
Slowenen 0,6 0,8 -
Kroaten 2,8 2,1 -
Serben - 1,6 -
Slawen insgesamt 11,3 16,7 38,3
Rumänen 0,6 1,6 0,5
Italiener 0,5 0,2 1,9
andere (Ausländer) - 0,2 0,3
Gemischte Nationalität - 16,2 -
unbestimmt - 1,2 -

(Quelle: Deák, S. 223)

 

Vertrautheit der Berufsoffiziere mit den in der k.u.k. Armee gesprochenen Sprachen (außer Deutsch)
(in Prozent)

Sprache 1870    1904 
Italienisch 32,76 8,5
Tschechisch 30,18 47,0
Ungarisch 19,77 33,6
Polnisch 17,62 19,3
Kroatisch 10,95 s.u.
Serbisch 6,41 s.u.
Serbokroatisch (17,36) 15,3
Rumänisch 8,95 8,8
Ruthenisch 5,14 7,8
Slowenisch 5,11 7,3
Slowakisch (bei Tschechisch) 6,9

 

Im Durchschnitt beherrschten die Offiziere außer Deutsch noch zwei weitere Sprachen der Monarchie. Das Italienische verlor nach dem Verlust der Lombardei (1859) und Venetiens (1866) dramatisch an Bedeutung, war aber immer noch fast sechsmal höher vertreten, als im Bevölkerungsdurchschnitt. Dagegen gewann das Ungarische, das 1870 noch als Nachwirkung des Aufstandes von 1848-1849 unterdurchschnittlich vertreten war, massiv dazu. Vor dem Ersten Weltkrieg beherrschte jeder zweite Offizier Tschechisch, jeder dritte Ungarisch und jeder fünfte Polnisch. (Quelle: DEÁK 1995, 123)

Da in den ersten Kriegswochen des Ersten Weltkriegs ein großer Teil der aktiven Offiziere fiel, in Gefangenschaft geriet oder durch Verletzungen dauerhaft ausfiel wurde die Verständigung in vielen Regimentern ein Problem. Denn, die nun nachrückenden Reserveoffiziere beherrschten die verschiedenen Regimentssprachen oft nur mangelhaft oder gar nicht. Das waren meist ehemals Einjährig-Freiwillige, die im Zivilberuf oft Anwälte, Architekten oder Lehrer waren. Und sie hatten kriegsbedingt auch kaum Zeit diese Sprachen nun rechtzeitig zu lernen.

Interessant ist auch die Verteilung der Muttersprachen bei den 387 aktiven Generalen im Jahr 1918: 166 Deutsch, 94 Ungarisch, 64 Tschechisch oder Slowakisch, 25 Südslawisch, 24 Polnisch, 9 Italienisch und 1 Rumänisch, der Rest Erzherzöge. (Quelle: Armeen in Europa - Europäische Armeen von Michael Salewski und Heiner Timmermann (Hg.))

Die Armeeführung bemühte sich auf die Vielsprachigkeit einzugehen und entwickelte verschiedene „Behelfe“, um den Dienstalltag zu erleichtern. So wurde ein Militärmedizinischer Sprachführer eingeführt, der die für eine ärztliche Untersuchung wichtigen Fragen in sieben verschiedenen Sprachen enthielt. Für den Kriegsfall gab es mehrsprachige Feldpostkarten und zur Ausbildung 'Instruktionstücher', auf denen die einfachen Soldaten wichtige Details ihres Dienstes und der Waffenkunde bildlich dargestellt fanden. Das war auch deshalb nötig, weil im Osten und Südosten der Monarchie ein großer Teil der Menschen Analphabeten waren. Die Alphabetisierungsrate stieg zwar stetig an, blieb aber in manchen Regionen bis zum Ende der Monarchie unter 50%. Nicht zuletzt wirkte sich der ungarische Nationalismus negativ aus, weil es um 1900 kaum noch Schulen in den Sprachen der Minderheiten (Slowaken, Deutsche, Rumänen, Serben und Ruthenen) gab.

 

k.u.k. Militärschulen und -akademien

Die Ausbildungs- und Umgangssprache an allen k.u.k. Militärschulen und -akademien blieb bis zum Ende der Monarchie Deutsch.

 

Deutsche und Ungarische Regimenter in der k.u.k.-Armee

Alle Truppenteile aus der österreichischen Reichshälfte wurden als 'deutsche Regimenter' bezeichnet, völlig unabhängig von der sprachlichen oder ethnischen Zusammensetzung. Alle Truppenteile aus der ungarischen Reichshälfte wurden als 'ungarische Regimenter' bezeichnet, völlig unabhängig von der sprachlichen oder ethnischen Zusammensetzung. Ein 'deutsches Regiment' konnte also beispielsweise ausschließlich aus Polen und Ruthenen bestehen und ein 'ungarisches Regiment' ausschließlich aus Kroaten und Serben. Deutsche und ungarische k.u.k.-Regimenter unterschieden sich in der Uniformierung.

Vor dem ersten Weltkrieg gab es 57 deutsche Infanterie-Regimenter, 45 ungarische Infanterie-Regimenter und 4 bosnisch-herzegowinische Infanterie-Regimenter. Bosnien-Herzegowina war ja gemeinsamer Besitz Österreichs und Ungarns, dem k.u.k. Finanzministerium in Wien unterstellt, besaß aber ab 1910 auch einen eigenen gewählten Landtag.

Die Jägerbataillone, Teil der Infanterie, teilten sich ebenfalls in 'deutsche' und 'ungarische' Einheiten nach obenstehendem System.

Die Artillerie, die Pioniere, die Sappeure und der Train in der gemeinsamen Armee (k.u.k.) waren ebenfalls meist in 'deutsche' und 'ungarische' Einheiten in diesem Sinne gegliedert, ohne daß diese Begriffe verwendet wurden.

Bei der Kavallerie war es ähnlich. Praktisch alle Husaren stammten aus den ungarischen Ländern, praktisch alle Ulanen aus Galizien und praktisch alle Dragoner aus den Alpen-, Sudeten- und Karstländern Österreichs. Die Muttersprachen der Husaren waren damit fast ausschließlich Ungarisch, Kroatisch, Deutsch, Slowakisch, Rumänisch, Ruthenisch oder Serbisch. Die Ulanen sprachen Polnisch, Ruthenisch oder Deutsch, die Dragoner meist Deutsch oder Tschechisch, kleine Gruppen auch Slowenisch, Italienisch, Kroatisch (aus Istrien und Dalmatien), Polnisch (aus dem Herzogtum Teschen), Friulanisch oder Ladinisch.

 

Konflikte um die Armee-Sprachen

Die Militärgesetze mußten ab 1868 alle zehn Jahre erneuert werden. Das gab Raum für nationale Forderungen, auch in Bezug auf die Kommando- und Dienstsprachen. So forderte die poltische Elite Ungarns immer wieder, auch bei den ungarischen Einheiten der gemeinsamen Armee dafür Ungarisch einzuführen. Manche gingen so weit, alle ungarischen Einheiten der gemeinsamen Armee der k.u. Landwehr und damit der Kontrolle des ungarischen Parlaments zu unterstellen. Auch tschechische und polnische Politiker in der österreichischen Reichshälfte, forderten ihre Sprachen zu Kommando- und Dienstsprachen zu machen. Es gab auch immer wieder Wellen des Ungehorsams unter den Mannschaften, die beispielsweise im Jahr 1900 bei den Zählappellen manchmal nicht mit dem vorschriftsmäßigen "hier!", sondern auf Tschechisch mit "zde!" oder auf Polnisch „jestem!“ antworteten. Manchmal wurde soetwas bestraft, oft aber auch bewußt überhört.

Letztlich waren alle diese erbitterten Auseinandersetzungen erfolglos. Das Kriegsministerium und ganz besonders Kaiser Franz Joseph lehnten alle diesbezüglichen Vorstöße konsequent ab.

 


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