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Das alte Österreich (- Ungarn) war nicht nur in sprachlicher, religiöser und kultureller Hinsicht sehr vielfältig, sondern auch in Bezug auf die verwendeten Schriften.

Hier eine kurze Übersicht über die im alten Österreich verwendeten Schriften, denen man in der genealogischen und historischen Forschung begegnen kann.

 

LATEINSCHRIFT (Antiqua)

Um 600 v. Chr. aus der Etruskischen Schrift abgeleitet.

Wichtigste und am weitesten verbreitete Schrift der alten Monarchie. Von der römisch-katholischen Kirche bevorzugt. Im Bildungswesen und in der Literatur von zentraler Bedeutung.

Von Ungarn, Tschechen, Polen, Slowaken, Italienern und Slowenen praktisch ausschließlich verwendet.

 

DEUTSCHE SCHRIFT
als Schreibschrift: Kurrentschrift
als Druckschrift: Gebrochene Schrift

Um 1500 aus der Lateinschrift entstanden.

Große Bedeutung in der Monarchie, Hauptschrift der Deutschen, dominante Amts-, Protokoll- und Literaturschrift, Bildungsschrift.

1941 von den Nationalsozialisten abgeschafft, heute von sehr geringer Bedeutung.

 

KYRILLISCHE SCHRIFT (Cyrillische Schrift)

Im 10. Jahrhundert aus der Glagolitischen Schrift entstanden

Die Ukrainische (Ruthenische) und Serbische Sprache werden traditionell in kyrillischer Schrift geschrieben, Rumänisch bis 1862.

Zahlreiche weitere Sprachen Osteuropas, des Balkans und Asiens werden kyrillisch geschrieben.

Große Bedeutung in der alten Monarchie

 

GRIECHISCHE SCHRIFT

Seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. verwendete Schrift, aus dem Phönizischen Alphabet abgeleitet, von Griechen und anderen Völkern verwendet

In Österreich sowohl von der kleinen griechischen Minderheit, wie auch in Gelehrtenkreisen verwendete Schrift.
Wichtige Funktion im Bildungswesen (Gymnasien, Universitäten, Klöster)

 

HEBRÄISCHE SCHRIFT

Im 2. Jahrhundert n. Chr. aus der Aramäischen Schrift abgeleitet

Geschrieben wurden damit Hebräisch, aber auch Jiddisch und Ladino.

Wichtig im Bildungsbereich (Universitäten, religiöse Schulen) und in der Liturgie bei Juden und Christen.
Geringere Bedeutung im weltlichen Bereich.

 

ARMENISCHE SCHRIFT

Zwischen 403 und 406 n. Chr. vom Heiligen Mesrop (ca. 360 - 440) für das armenische Volk entwickelte Schrift

Basis dafür waren die Äthiopische -, die Aramäische -, die Syrische - und die Griechische Schrift.

Verwendung durch die kleine armenische Minderheit (Armenisch-Apostolische und Armenisch-Katholische) in Galizien, der Bukowina, Ungarn, Wien und Venedig im zivilen wie kirchlichen Bereich.
In Wien wurden von 1811 und bis 1998 durch die Mechitaristen auch viele Druckwerke in dieser Schrift herausgegeben.

 

GLAGOLIZA (Glagolitische Schrift)

Um 863 vom Mönch und Missionar dem Heiligen Konstantin (Kyrill) von Saloniki (826 - 869) für die christliche Mission unter den slawischen Völkern entwickelte Schrift.
Basis war die Griechische Schrift

Im westlichen Altkroatien, Istrien, Dalmatien und Bosnien-Herzegowina bis ins 19. Jahrhundert in Gebrauch. Auch heute in Kroatien und Bosnien-Herzegowina gelegentlich verwendete Schrift.

 

AREBICA

Im 15. Jahrhundert für die Bosnische Sprache aus der Arabischen Schrift entwickelt und bis ins 19. Jahrhundert in Bosnien-Herzegowina verwendet.
Verwendung in Verwaltung, islamisch-religiösen Schulen und in weltlicher Literatur

Im 20. Jahrhundert wiederbelebt.

 

BOSANČICA

Im Mittelalter aus der Kyrillischen Schrift entstandene Schrift, die vor allem in Bosnien-Herzegowina und Kroatien bis ins 19. Jahrhundert verwendet wurde.

 

UNGARISCHE RUNENSCHRIFT (Altungarische Schrift)

Unklarheit über die Entstehung, vom 10. bis zum 15. Jahrhundert neben der dominierenden Lateinschrift für die Ungarische Sprache verwendet, vereinzelt bis ins 19. Jahrhundert.

Im 20. Jahrhundert wiederbelebt.

 

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Die Umgangssprachen der Habsburgermonarchie in Mitteleuropa ab 1521

 

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