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Die Länder der österreichischen Habsburger waren von Beginn an ein sprachlich, ethnisch, religiös und kulturell sehr inhomogener Länderkomplex. Das zu veranschaulichen ist der Sinn dieses Artikels. Dieses Wissen ist für genealogische und historische Forschungen über diesen Raum sehr wichtig und macht die Forschung im "alten Österreich" so einzigartig.

Ihre Ergänzungen, Berichtigungen und Anmerkungen dazu sich herzlich willkommen: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Dieser Artikel bezieht sich ausschließlich auf die Länder der 1521 entstandenen österreichischen Linie(n) der Habsburger, die in der Folge in Wien, Prag, Graz und Innsbruck residiert hat/haben.
Bis zur Gründung des "Kaiserthums Österreich" im Jahr 1804 war das streng genommen kein Gesamtstaat, sondern eine Ansammlung sehr unterschiedlicher Länder und Gebiete.
Und auch nach 1804 war der Umfang des "Kaiserthums Österreich" nicht klar definiert, so bestritten die "Länder der Heiligen Stephanskrone" (das Königreich Ungarn und seine Nebenländer) dazuzugehören.

Erst ab der Gründung der Doppelmonarchie "Österreich-Ungarn" 1867 war der Gebietsumfang der beiden Staaten "Österreich" und "Ungarn" klar geregelt.

Mit jedem Gebietserwerb und -verlust hat sich auch die sprachliche Zusammensetzung geändert - aber nicht nur dadurch. Die sprachliche Zusammensetzung änderte sich auch durch Wanderungs- und Fluchtbewegungen innerhalb der habsburgischen Länder, sowie von - und nach außerhalb und natürlich auch durch Änderungen der Umgangssprache.
D.h. die sprachlich - ethnische Zusammensetzung war ständig in Veränderung begriffen.

Dieser Artikel wird laufend ergänzt und verbessert.

 

Siehe auch: Schriftarten (Alphabete) im alten Österreich)

 

Definitionen:

Muttersprache: Die Sprache mit der man aufgewachsen ist und in der man sozialisiert wurde

Umgangssprache: Die im alltäglichen Umgang verwendete Sprache

Schriftsprache: Sprache, in der auch geschrieben wird, egal in welchem Alphabeth

Literatursprache: Sprache in der Bücher, Schriften, Magazine und Zeitungen geschrieben bzw. gedruckt werden bzw. erhältlich sind

Unterrichtssprache: Die Sprache, in der Unterricht erteilt wird, in Schulen aller Art

Bildungssprache: Die Sprache in der Bildung vermittelt wird, die über die Pflichtschule hinausgeht; weiterführende Schulen, Akademien, wissenschaftliche Vereinigungen, - Vorträge, - Zeitungen, - Schriften und - Bücher

Vorlesungssprache: Sprache in der an einer Universität vorgetragen (gelesen) wird

Amtssprache: Sprache die bei Ämtern und in Gerichten verwendet wird

Kommandosprache, Dienstsprache und Regimentssprache siehe Sprachen beim Militär im alten Österreich

 

I. Die 11 Hauptsprachen um 1900:

DEUTSCH

Germanische Sprache

Mit im Jahre 1910 23,36% die verbreitetste Umgangssprache der Monarchie.

1914 Umgangssprache in Vorarlberg, Nord-, Ost- und Südtirol (ohne Trentino), Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Ober- und Mittelsteiermark, Nord- und Westkärnten, den Randgebieten von Böhmen und Mähren, sowie in den Sprachinseln dort, in Westungarn, sowie zahlreichen Sprachinseln weiter östlich und südlich, manche (wie z.B. die Zipser- und Siebenbürger Deutschen und die Gottscheer) jahrhundertealt, manche (wie z.B. die in Bosnien-Herzegowina) erst um 1900 entstanden.
In früheren Jahrhunderten auch in den habsburgischen Gebieten Vorderösterreichs, Niederschlesiens, den Lausitzen, Luxemburg usw.

Große Vielfalt an Dialekten. U.a. bayrische, schwäbische (Vorderösterreich, Vorarlberg und tiroler Außerfern (Bezirk Reutte)), fränkische und sächsische (böhmisches Erzgebirge) und schlesische (Ostböhmen, Nordmähren, Schlesien). In den zahlreichen Sprachinseln quer durch die Monarchie wurden sehr unterschiedliche deutsche Dialekte gesprochen, wie beispielsweise das Moselfränkische der Siebenbürger Sachsen und das Schlesisch-Rheinische der Zipser.

Die neuzeitliche Ansiedlung von Deutschen an der mittleren Donau begann 1685 im Ofener Bergland, 1691 im Schildgebirge, 1687 in der Schwäbischen Türkei, 1702 im Bakonywald, 1712 in Sathmar, 1715 in der Batschka, 1716 im Banat, 1718 in Syrmien und Slawonien, 1734 in den Landlerorten, 1774 in Galizien und der Bukowina und 1880 in Bosnien-Herzegowina.

Alte Schrift- und Literatursprache 

Unterrichtssprache in Vorarlberg, Nord-, Ost- und Südtirol (ohne Trentino), Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Ober- und Mittelsteiermark, Nord- und Westkärnten, den Randgebieten von Böhmen und Mähren, sowie in den Sprachinseln dort, in Westungarn, sowie zahlreichen Sprachinseln weiter östlich und südlich.
In früheren Jahrhunderten auch in Vorderösterreich, Niederschlesien, den Lausitzen, Luxemburg usw.

Wichtigste Bildungsprache, wichtigste Wissenschaftssprache und Vorlesungssprache an den Universitäten Wien, Graz, Innsbruck, Prag (deutsche Universität) ab etwa 1784 und Czernowitz (seit der Gründung 1875). Früher auch in Klausenburg (1773 - 1784) und Pest (1849 - 1860).

Wichtigste Amtssprache in der österreichischen Reichshälfte, Geltung in allen Kronländern außer Galizien, Krain, Görz und Gradisca, Triest, Istrien und Dalmatien. In Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg alleinige Amtssprache.
Eine der acht Amtssprachen des österreichischen Reichsgesetzblattes von 1849 - 1918.

(Inoffizielle) Verhandlungssprache des österreichischen Parlaments in Wien.

Alleine Kommandosprache und Dienstsprache in der k.u.k.-Armee, der k.u.k.-Marine und der k.k.-Landwehr.
Eine der elf anerkannten Regimentssprachen in der k.u.k.-Armee.

Wichtigste Verkehrs- und Handelssprache - auch in der ungarischen Reichshälfte.

 

UNGARISCH

Uralische Sprache

Mit im Jahre 1910 19,57% eine der wichtigsten Umgangssprache der Monarchie.

1914 Umgangssprache in Ungarn, vor allem in den zentralen Landesteilen und im Szeklerland in Siebenbürgen.
Einige alte Sprachinseln (Grenzwächtersiedlungen) in Westungarn (heute Burgenland), einige neuzeitliche Sprachinseln in der Bukowina. 

Große Vielfalt an Dialekten.

Alte Schrift- und Literatursprache 

Unterrichtssprache in Ungarn, ab etwa 1880 zwangsweise auch für die anderen Sprachgruppen dort, sowie 5 öffentliche und eine private Volksschule in den Sprachinseln in der Bukowina.

Wichtige Bildungsprache, wichtige Wissenschaftssprache und Vorlesungssprache an den Universitäten Pest (ab 1842) und Klausenburg (ab der Wiedererrichtung 1872).

Alleinige Amtssprache in der ungarischen Reichshälfte (ohne Kroatien und Fiume) 1844 - 1848 und ab 1860.

Verhandlungssprache des ungarischen Parlaments in Pest.

Alleine Kommandosprache und Dienstsprache bei der k.u.-Landwehr.
Eine der elf anerkannten Regimentssprachen in der k.u.k.-Armee.

 

POLNISCH

Westslawische Sprache

Mit im Jahre 1910 9,68% eine der wichtigsten Umgangssprachen der Monarchie.

1914 Umgangssprache im Osten Österreichisch Schlesiens (Olsa-Gebiet, 1910: 235.224 Menschen = 31,7%) und im Westen Galiziens sowie in zahlreichen Sprachinseln im Osten, z.B. in der Landeshauptstadt Lemberg (1910 insgesamt 4.672.500 Menschen = 58,5%). Wirtschaftlich wichtige Einwanderergruppe in der Bukowina (1910: 36.210 Menschen = 4,6%).

In früheren Jahrhunderten auch in "Westgalizien, 1795 - 1809 habsburgisch.

Alte Schrift- und Literatursprache

Unterrichtssprache im Osten Österreichisch Schlesiens (Olsa-Gebiet), im Westen Galiziens sowie in den zahlreichen Sprachinseln im Osten, z.B. in der Landeshauptstadt Lemberg und in den Städten der Bukowina.

Wichtige Bildungsprache, wichtige Wissenschaftssprache und Vorlesungssprache an den Universitäten Krakau (1782/1786 - 1801, 1809 - 1853 und seit 1870) und Lemberg (ab 1817).

Wichtige Verkehrs- und Handelssprache im Nordosten der Monarchie

Amtssprache (gemeinsam mit Latein) in der Polnisch-Litauischen Doppelmonarchie (1569 – 1795)
Amtssprache in der Republik Krakau (1815 - 1846)
Alleinige Amtssprache in Galizien seit 1869 
Amtssprache in Österreichisch Schlesien - östlicher Teil
Eine der acht Amtssprachen des österreichischen Reichsgesetzblattes von 1849 - 1918.

Inoffizielle Dienstsprache in der k.k.-Landwehr in Galizien.
Eine der elf anerkannten Regimentssprachen in der k.u.k.-Armee.

 

TSCHECHISCH

Westslawische Sprache

Mit im Jahre 1910 12,54% eine der wichtigsten Umgangssprachen der Monarchie.

1914 Umgangssprache im Landesinneren von Böhmen und von Mähren, sowie im Mittelteil von Österreichisch Schlesien. Zahlreiche Sprachinseln in Südungarn und Siebenbürgen, große Einwanderergruppe in Wien.

In früheren Jahrhunderten auch in Grenzgebieten im Glatzer Land und südlich von Leobschütz in Oberschlesien (seit 1742 preußisch).

Vielfalt an Dialekten, besonders in Mähren und Schlesien.

Alte Schrift- und Literatursprache 

Unterrichtssprache in Böhmen, Mähren und Österreichisch Schlesien sowie in manchen Sprachinseln in Südungarn und Siebenbürgen und (in Privatschulen) in Wien.

Wichtige Bildungsprache und Wissenschaftssprache und ab 1797 - 1856 und ab 1860 Vorlesungssprache an der Universität Prag, ab 1882 eigene tschechischsprachige Universität in Prag.

Amtssprache in Böhmen, Mähren und Österreichisch Schlesien.
Eine der acht Amtssprachen des österreichischen Reichsgesetzblattes von 1849 - 1918.

Eine der elf anerkannten Regimentssprachen in der k.u.k.-Armee.

 

KROATISCH

Südslawische Sprache

Mit im Jahre 1910 ca. 4,9% eine der wichtigsten Umgangssprachen der Monarchie.

1914 Umgangssprache im Königreich Kroatien, im Königreich Dalmatien, in der Markgrafschaft Istrien in Fiume sowie in den Sprachinseln in Südungarn, Westungarn (vor allem im späteren Burgenland), Niederösterreich und Südmähren.

Drei Hauptdialekte: Kajkavische, Čakavische und Štokavisch.

Alte Schrift- und Literatursprache, geschrieben in Lateinschrift oder Glagoliza (altes Alphabeth aus der Zeit der Christianisierung)

Unterrichtssprache im Königreich Kroatien, im Königreich Dalmatien, in der Markgrafschaft Istrien in Fiume sowie teilweise in den Sprachinseln in Südungarn und Westungarn.

Wichtige Bildungsprache, wichtige Wissenschaftssprache, Vorlesungssprache an der Universität Agram (ab der Gründung 1874).

Amtssprache im Königreich Kroatien, im Königreich Dalmatien, in der Markgrafschaft Istrien und in Fiume.
Eine der acht Amtssprachen des österreichischen Reichsgesetzblattes von 1849 - 1918.

Alleine Kommandosprache und Dienstsprache in der kroatisch-slawonische Landwehr (Domobranzen).
Eine der elf anerkannten Regimentssprachen in der k.u.k.-Armee.

 

RUTHENISCH (Ukrainisch)

Ostslawische Sprache

Mit im Jahre 1910 7,78% eine der wichtigsten Umgangssprachen der Monarchie.

1914 Umgangssprache im östlichen Galizien und in der nördlichen und westlichen Bukowina, in der Karpatho-Ukraine in Ungarn und im Nordosten der Slowakei. Zahlreiche Sprachinseln in Südungarn.

In früheren Jahrhunderten auch im Osten "Westgaliziens" (1795 - 1809 habsburgisch).

Große Vielfalt an Dialekten. Bei einigen davon ist umstritten, ob es sich um Dialekte des Ukrainischen oder eigene Sprachen handelt: Bojkisch, Doljanisch, Goralisch, Huzulisch, Lemkisch und Werchowinisch.

Alte Schrift- und Literatursprache

Unterrichtssprache im östlichen Galizien, in der Bukowina, in der Karpatho-Ukraine in Ungarn und im Nordosten der Slowakei sowie in manchen Sprachinseln in Südungarn.

Bildungsprache im Osten Galiziens und der Bukowina, Vorlesungssprache an den Universitäten Lemberg (ab 1784 - 1810, 1849 - 1879 und ab 1901) und Czernowitz (ab der Gründung 1875).

Amtssprache im Osten Galiziens und der Bukowina.
Eine der acht Amtssprachen des österreichischen Reichsgesetzblattes von 1849 - 1918.

Eine der elf anerkannten Regimentssprachen in der k.u.k.-Armee.

 

RUMÄNISCH

Romanische Sprache
bis 1862 in kyrillischer Schrift geschrieben, seither in Lateinschrift

Mit im Jahre 1910 6,27% eine der wichtigsten Umgangssprachen der Monarchie.

1914 Umgangssprache im Süden der Bukowina, in Siebenbürgen, im Partium und im östlichen Banat.

In früheren Jahrhunderten auch in der kleinen Walachei (1619 - 1638 habsburgisch).

Große Vielfalt an Dialekten.

Alte Schrift- und Literatursprache 

Unterrichtssprache in der Bukowina, in Siebenbürgen, im Partium und im östlichen Banat.

Bildungsprache in der Bukowina, Vorlesungssprache an der Universität Czernowitz (ab der Gründung 1875).

Amtssprache in der Bukowina.
Eine der acht Amtssprachen des österreichischen Reichsgesetzblattes von 1849 - 1918.

Eine der elf anerkannten Regimentssprachen in der k.u.k.-Armee.

Verkehrs- und Handelssprache im südöstlichen Mitteleuropa und am Balkan.

 

ITALIENISCH

Romanische Sprache

Im Jahre 1910 (inkl. der Friulaner und Ladiner) für 1,50% der Menschen in der Monarchie Umgangssprache.

1914 Umgangssprache im Trentino und im Bozner Unterland, um Monfalcone im südlichen Görz und Gradisca, in Triest, im westlichen Istrien, in Fiume sowie verstreut auf den Kvarner-Inseln und den Städten Dalmatiens.
Eine Gruppe wurde ab 1719 im Banat angesiedelt, u.a. ab 1723 in Mercydorf, die meisten wanderten wegen des ungewohnten Klimas aber bald wieder ab oder fielen den Kriegen und Seuchen zum Opfer.

In früheren Jahrhunderten auch in Venetien, der Lombardei, Mittel- und Süditalien.

Große Vielfalt an Dialekten. Das Hochitalienische wurde vom Toskanischen Dialekt abgeleitet und im Zuge der politischen Einigung Italiens im 19. Jahrhundert allmählich auf ganz Italien ausgedehnt, wobei die anderen alten "italienischen" Schriftsprachen wie Venetisch, Lombardisch, Neapolitanisch, Sizilianisch usw. allmählich verdrängt worden sind.

Alte Schrift- und Literatursprache 

Unterrichtssprache im Trentino, im südlichen Görz und Gradisca, in Triest, im westlichen Istrien, in Fiume sowie verstreut auf den Kvarner-Inseln und den Städten Dalmatiens.

In früheren Jahrhunderten auch in auch in den habsburgischen Gebieten Venetien, Lombardei und den anderen habsburgischen Gebieten Italiens.

Wichtige Bildungsprache, wichtige Wissenschaftssprache weit über den Bereich der Umgangssprache hinaus. Durch den Verlust der Lombardei (1859) und Venetiens (1866) auch Abtrennung der italienischsprachigen Universitäten von Padua, Treviso, Pavia usw. Gescheiterte Universitätsgründung 1904 in Innsbruck.

Amtssprache im Trientino, in Görz und Gradisca, Triest, Istrien und Dalmatien sowie im Gebiet von Fiume in Italien.
Eine der acht Amtssprachen des österreichischen Reichsgesetzblattes von 1849 - 1918.

Eine der elf anerkannten Regimentssprachen in der k.u.k.-Armee.

Wichtigste Verkehrs- und Handelssprache - vor allem südlich der Alpen bis weit in den Balkan hinein und im östlichen Mittelmeerraum. Wichtige Sprache der Diplomatie

 

SERBISCH

Südslawische Sprache 

Mit im Jahre 1910 ca: 3,6% eine der wichtigsten Umgangssprachen der Monarchie.

1914 Umgangssprache in der südlichen Batschka, im westlichen Banat, in Syrmien, Slawonien, Altkroatien (ehemalige Militärgrenze), dem südlichsten Teil Dalmatiens (Bezirk Cattaro, kroat. Kotor), Bosnien-Herzegowina sowie in verschiedenen Sprachinseln in Ungarn und Siebenbürgen.

In früheren Jahrhunderten auch in Nordserbien und Nordbosnien (1718 - 1739 habsburgisch).

Große Vielfalt an Dialekten, vor allem Štokavische.

Alte Schrift- und Literatursprache 

Unterrichtssprache in der südlichen Batschka, im westlichen Banat, in Syrmien, Slawonien, Altkroatien (ehemalige Militärgrenze), dem südlichsten Teil Dalmatiens (Bezirk Cattaro, kroat. Kotor), Bosnien-Herzegowina sowie in verschiedenen Sprachinseln in Ungarn und Siebenbürgen.

Amtssprache in der Woiwodschaft Serbien und Temeser Banat (1849 - 1860 eigenständiges Kronland)

Eine der elf anerkannten Regimentssprachen in der k.u.k.-Armee.

 

SLOWENISCH

Südslawische Sprache

Im Jahre 1910 für 2,44% der Menschen in der Monarchie Umgangssprache.

1914 Umgangssprache in der Krain, der Untersteiermark, Südkärnten, dem Norden von Görz und Gradisca, Triest, sowie im ungarischen Übermurgebiet.

In früheren Jahrhunderten auch im äußersten Osten Venetiens (1797 - 1805 und ab 1815 habsburgisch).

Alte Schrift- und Literatursprache 

Unterrichtssprache in der Krain, der Untersteiermark, Südkärnten, dem Norden von Görz und Gradisca, Triest, sowie im ungarischen Übermurgebiet.

Geringe Bedeutung als Bildungsprache und Wissenschaftssprache.

Amtssprache in der Krain, der Untersteiermark, Südkärnten, dem Norden von Görz und Gradisca und Triest.
Eine der acht Amtssprachen des österreichischen Reichsgesetzblattes von 1849 - 1918.

Eine der elf anerkannten Regimentssprachen in der k.u.k.-Armee.

 

SLOWAKISCH

Westslawische Sprache 

Im Jahre 1910 für 3,83% der Menschen in der Monarchie Umgangssprache.

1914 Umgangssprache in Oberungarn (heute Slowakei), Südostmähren sowie zahlreichen Sprachinseln in Ungarn und Siebenbürgen.

Große Vielfalt an Dialekten.

Schrift- und Literatursprache

Unterrichtssprache in Oberungarn (heute Slowakei) sowie zahlreichen Sprachinseln in Ungarn und Siebenbürgen - von der Madjarisierung bis 1914 fast ausgelöscht.

1914 nirgends Amtssprache
Eingeschränke Amtssprache in Oberungarn 1848 - 1860

Eine der elf anerkannten Regimentssprachen in der k.u.k.-Armee.

 

II. Weitere wichtige Sprachen um 1900

ALTGRIECHISCH

Bedeutende Bildungssprache in ganz Mitteleuropa. Bei einigen Fächern Voraussetzung zur Zulassung zum Universitätsstudium.

Gelegentlich auch Umgangssprache in Gelehrtenkreisen bis ins 20. Jahrhundert

Alte Schrift- und Literatursprache

 

BOSNISCH

Südslawische Sprache, früher oft als Dialekt des Kroatischen oder Serbischen bewertet

Umgangssprache der Moslems in Bosnien.

1879, bei der ersten österreichischen Volkszählung in Bosnien-Herzegowina, machten sie 448.613 Menschen aus (38,73% von 1.158.164 Gesamtbevölkerung), daneben 496.485 Griechisch-Orthodoxe/Serben (42,87%), 209.391 Katholiken/Kroaten (18,08 %), 3.426 Juden und 249 Sonstige.

Bei der Volkszählung des Jahres 1895 (Gesamtbevölkerung: 1.568.092) machten die moslemischen Bosnier 34,99% aus. weiters gab es 42,94% Griechisch-Orthodoxe/Serben, 21,31% Katholiken (meist Kroaten), 0,52% Juden, 0,23% Evangelische (meist Deutsche und Ungarn) und 0,01% andere Konfessionen.

Im Jahre 1910 für ca, 1,1% der Menschen in der Gesamtmonarchie Umgangssprache.

1914 Umgangssprache in den moslemischen Regionen Bosnien-Herzegowinas

Große Vielfalt an Dialekten, vor allem Štokavische

Alte Schrift- und Literatursprache

Alte Literatursprache, abwechselnd geschrieben in lateinischer - und kyrillischer Schrift, in Arebica (Variante der arabischen Schrift), Bosančica (bosnische Variane des Kyrillischen) und Glagoliza (altes Alphabeth aus der Zeit der Christianisierung)

de facto Unterrichtssprache in den moslemischen Regionen Bosnien-Herzegowinas, Bildungsprache

 

FRANZÖSISCH

Romanische Sprache

Umgangssprache im Süden der Österreichischen Niederlande (Hennegau, Namur, Brabant, Luxemburg) (1715 - 1797 habsburgisch).

Eine französischsprachige Gruppe wurde ab 1719 im Banat angesiedelt, u.a. 1770 in der Ortschaft Neu-Bessenova, die meisten wanderten wegen des ungewohnten Klimas aber bald wieder ab.

Im Jahre 1910 gab es mehrere tausend Menschen mit französischer Umgangssprache in der Monarchie, meist Immigranten aus Frankreich, Belgien und der Schweiz.

Alte Schrift- und Literatursprache 

In früheren Jahrhunderten Unterrichtssprache in den Österreichischen Niederlanden

Wichtige Bildungsprache und wichtige Wissenschaftssprache

Amtssprache in den Österreichischen Niederlanden (vor 1784 und nach 1790)

Pflichtsprache bei der Offiziersausbildung in der k.u.k.-Armee.

Wichtige Verkehrssprache weltweit und Sprache der Diplomatie

 

FRIULANISCH

Romanische Sprache

Im Jahre 1910 für 60.000 bis 70.000 Millionen Menschen in der Monarchie Umgangssprache. Genaue Zahlen gibt es dazu nicht, da Friulanisch (wie auch Jiddisch, Venetisch, Lombardisch usw.) nicht als eigenständige Sprache anerkannt war.

Umgangssprache, Schrift- und Literatursprache und in bescheidenem Maß auch Verwaltungssprache im Süden der gefürsteten Grafschaft Görz und Gradiska, im Osten Venetiens (heutiges Friaul, 1797 - 1805 und 1815 - 1866 österreichisch) und bis ins. 19. Jahrhundert in der Stadt Triest, dort "Tergestino" genannt, sowie in der Stadt Muggia in Istrien und Umgebung.
In der Schlußphase der Monarchie weder Unterrichtssprache noch Amtssprache, hier vom Standard-Italienischen (Venetischen) überlagert.

1851: 351.805 Menschen = 15,43% in Venetien, 49.552 Menschen = in Görz und Gradisca, bzw. 9,13% im Küstenland, sowie 5.600 beim Militär = 0,86%. Insgesamt: 406.957 Friulaner = 1,12% in der Gesamtmonarchie

 

HEBRÄISCH

Semitische Sprache

Alte Schrift- und Literatursprache

Religiöse Literatursprache, Unterrichtssprache und Liturgiesprache der Aschkenasim (mittel-, nord- und osteuropäische Juden), wichtige Bildungssprache, aber kaum Umgangssprache

 

JIDDISCH

Germanische Sprache, oft als Dialekt des Deutschen betrachtet

Im Jahre 1910 für Millionen von Menschen in der Monarchie Umgangssprache. Genaue Zahlen gibt es dazu nicht, da Jiddisch (wie auch Friulanisch, Venetisch, Lombardisch usw.) nicht als eigenständige Sprache anerkannt war.

Schrift- und Literatursprache 

De facto Unterrichtssprache in den jüdischen Siedlungen in Galizien und der Bukowina.

Verkehrssprache in Ostmitteleuropa

 

LATEIN

Romanische Sprache - von deren umgangssprachlichen Variante ("Vulgärlatein") sich alle anderen romanischen Sprachen ableiten

Alte Schrift- und Literatursprache

Wichtige Bildungssprache in ganz Mitteleuropa.
Voraussetzung zur Zulassung zum Universitätsstudium.
Dort bis ca. 1784 (meistens) Vorlesungssprache, in der römisch-katholischen Theologie bis ins 19. Jahrhundert.

Großer Stellenwert in der römisch-katholischen Kirche, bis 1965/1970 alleinige Liturgiesprache (lateinische Messe).

Amtssprache des Königreichs Ungarn bis 1842/1844, sowie 1849 - 1860.
Amtssprache (gemeinsam mit Polnisch) der Polnisch-Litauischen Doppelmonarchie (1569 – 1795)
Amtssprache der Republik Ragusa (1358 - 1808)

In vielen Regionen Matrikensprache bis ca. 1784.

Umgangssprache in Gelehrtenkreisen bis ins 20. Jahrhundert

 

LOMBARDISCH

Romanische Sprache

Im Jahre 1910 für Hunderttausende Menschen in der Monarchie Umgangssprache. Genaue Zahlen gibt es dazu nicht, da Lombardisch (wie auch Jiddisch, Friulanisch, Venetisch usw.) nicht als eigenständige Sprache anerkannt war.

Umgangs-, Schrift- und Literatursprache in der Lombardei und im Westen des Trentino. Als Unterrichtssprache und Amtssprache ab dem 19. Jahrhundert vom Standard-Italienischen allmählich verdrängt.

 

ROMANES

Zigeunersprache

Im Jahre 1910 für Hunderttausende Menschen in der Monarchie Umgangssprache.

1914 Umgangssprache unter den Roma überall in Mitteleuropa

Zahlreiche Dialekte

 

VENETISCH (Landvenezian)

Romanische Sprache

Im Jahre 1910 für zehntausende Menschen in der Monarchie Umgangssprache. Genaue Zahlen gibt es dazu nicht, da Venetisch (wie auch Jiddisch, Friulanisch, Lombardisch usw.) nicht als eigenständige Sprache anerkannt war.

Umgangs-, Schrift und Literatursprache in Venetien, dem westlichen Friaul, dem Süden der gefürsteten Grafschaft Görz und Gradisca (um Monfalcone und Grado), in Triest und Umgebung (ab dem 19. Jahrhundert als "Triestinisch"), dem Westen Istriens, den Kvarner Inseln und manchen dalmatinischen Hafenstädten. Nach dem Untergang der politischen Selbstständigkeit der Republik Venedig (1797) im 19. Jahrhundert allmählich als Unterrichtssprache und Amtssprache vom Standard-Italienischen verdrängt.

Wichtige Verkehrs- und Handelssprache - vor allem südlich der Alpen bis weit in den Balkan hinein und im östlichen Mittelmeerraum.

 

III. Weitere Sprachen um 1900

ALBANISCH

Im Jahre 1910 für 0,01% der Menschen in der Monarchie Umgangssprache.

1851: 944 Albaner in Dalmatien und 1.151 in der Militärgrenze (Hertkovce und Nilkince bei Mitrowitz); 1869 dann 1600 bzw. 2000.

1914 Umgangssprache in einigen albanischen Sprachinseln in Südungarn (ehemalige Militärgrenze), in Dalmatien (Dorf Borgo Erizzo bei Zara, kroat. Zadar) und Istrien. Istrisches Albanisch entstand durch albanische Ansiedler des 13. bis 17. Jahrhunderts in der Gegend von Parenzo (kroat. Poreč). Im späten 19. Jahrhundert ausgestorben.
Albanische orthodoxe (Tosken) Flüchtlinge gründeten im 15. und 16. Jahrhundert viele Dörfer in Süditalien, vor allem im Kalabrien, Apulien und auf Sizilien. Diese heute noch existierenden Sprachinseln gehörten mit dem Königreich Neapel von 1715 - 1738 dem Habsburgerkaiser Karl VI. in Wien.

Verschiedene Dialekte, große Unterschiede zwischen katholischen Tosken und orthodoxem Gegen.

Alte Schrift- und Literatursprache

Vereinzelt Unterrichtssprache in den Sprachinseln, 1914 in 3 Volksschulen in Dalmatien zweite Unterrichtssprache

 

ALTKIRCHENSLAWISCH

Slawische Sprache

Religiöse Literatursprache und Liturgiesprache bei griechisch-katholischen, orthodoxen und unierten Christen, vor allem bei kath. Kroaten im westlichen Kroatien, Istrien, Dalmatien, Bosnien-Herzegowina sowie bei Ruthenen (Ukrainern) und Serben.

Alte Schrift- und Literatursprache

Bildungssprache, aber kaum Umgangssprache

 

ARMENISCH

Im Jahre 1910 für 0,1% der Menschen in der Monarchie Umgangssprache.

1851: 2.733 (0,06%) in Galizien, 2.240 (0,59%) in der Bukowina, 4.973 in ganz Österreich, 3.144 (0,04%) in Ungarn, 7.879 (0,38%) in Siebenbürgen, 11.023 in Ungarn, damit 15.996 (0,04%) im Gesamtreich
1869: 0,5% (ca. 2.600) in der Bukowina, ca. 4.000 in Österreich, ca. 6.000 in Ungarn, 10.100 Armenier im Gesamtreich

1914 Umgangssprache im manchen Städten Galiziens, der Bukowina und Ungarns, allmählicher Rückgang der Sprecherzahl. Durch die beiden Nationalkirchen aber Beständigkeit der Volksgruppe.

Verschiedene Dialekte

Alte Schrift- und Literatursprache

Alte Literatursprache 

1914 Unterrichtssprache in einer privaten Volksschule in Suczawa in der Bukowina

Bildungsprache und Wissenschaftssprache

Wichtige Verkehrs- und Handelssprache in Ostmitteleuropa, auf dem Balkan und in der Levante

 

BOJKISCH

Ostslawische Sprache

Umgangssprache des ruthenischen Volksstammes der Bojken in den Waldkarpaten von den Quellen des San bis zur Lomnica. 

Oft auch als Dialekt des Ruthenischen angesehen.

Weder Literatur-, noch Unterrichts- oder Amtssprache.

 

BULGARISCH

Südslawische Sprache

Im Jahre 1910 für 0,1% der Menschen in der Monarchie Umgangssprache.

1851: 22.780 (= 1,6%) in der Vojwodschaft Serbien und Temescher Banat und 207 (= 0,01%) in Siebenbürgen, gesamt 22.987 (= 0,06%).

Gesamt 1869: 26.200 (= 0,07%) Bulgaren

1914 Umgangssprache in den Sprachinseln in Südungarn und Siebenbürgen

Dialekte

Alte Schrift- und Literatursprache

Alte Literatursprache 

Vereinzelt Unterrichtssprache in den Sprachinseln in Südungarns

 

DOLJANISCH

Ostslawische Sprache

Umgangssprache des ruthenischen Volksstammes der Doljanen in den Nordkarpaten.

Oft auch als Dialekt des Ruthenischen angesehen.

Weder Literatur-, noch Unterrichts- oder Amtssprache.

 

GORALISCH

Westslawische Sprache

Übergangssprache (Übergangsdialekt) zwischen dem Polnischen und dem Slowakischen, vermutlich mit walachischen Wurzeln

Umgangssprache der Goralen entlang der galizisch - ungarischen Grenze, besonders rund um die Hohe Tatra.

 

GRIECHISCH

Umgangssprache in einigen Sprachinseln Süditaliens (das Königreich Neapel und Sizilien war von 1715 - 1738 habsburgisch) sowie einer kleinen Volksgruppe in Südungarn, besonders im Banat sowie von kleinen städtischen Gruppen in den Adriahäfen und großen Handelszentren

1851 (samt Macedo-Wlachen / Zinzaren): 6.288 (0,08%) in Ungarn, 2.820 (0,20%) in der Vojwodschaft Serbien und Temescher Banat, 87 in Kroatien, Slawonien, Fiume; in der Gesamtmonarchie: 9.195 (0,03%)

1857: In Istrien 432 (= 0,08%) Griechen und Macedo-Wlachen (Zinzaren)

1869: In Ungarn 1.000 Griechen und Zinzaren; in der Gesamtmonarchie 3.400

Im Jahre 1910 für 0,01% der Menschen in der Monarchie Umgangssprache.

Viele Dialekte

Alte Literatursprache 

Alte Schrift- und Literatursprache

1914 keine Unterrichtssprache in den öffentlichen Pflichtschulen, eine private Volksschule in Triest und eine deutsch-griechische in Wien

Wichtige Bildungsprache und wichtige Wissenschaftssprache

Verkehrs- und Handelssprache auf dem südlichen Balkan, im Schwarzmeergebiet und im östlichen Mittelmeerraum

 

HUZULISCH

Ostslawische Sprache

Umgangssprache des ruthenischen Volksstammes der Huzulen in den Nordkarpaten an den Grenzen zwischen Galizien und Ungarn, vor allem im Oster der heutigen Karpathoukraine.

Oft auch als Dialekt des Ruthenischen angesehen.

Weder Literatur-, noch Unterrichts- oder Amtssprache.

 

ISTRIOTISCH

Romanische Sprache, früher häufig als Dialekt des Italienischen oder Venetischen bewertet

1914 Umgangssprache südlich des Limski-Kanals an der Westküste Istriens um die Städte Rovigno (kroat. Rovinj, istriot. Ruvèigno oder Ruveîgno, deut. Ruwein, venet. Rovigno, lat. Ruginium, altgriech. Ryginion, Ρυγίνιον), Dignano (kroat. Vodnjan, vor 1945 Dignano d'Istria, Venet. Dignan), Valle (kroat. Bale, bis 1945 Valle d'Istria, venet. Vałe), Fasana (kroat. Fažana, venet. Faxana), Gallesano (kroat. Galižana),  Lisignano (kroat. Ližnjan, venet. Łisignan), Pola (kroat. Pula, venet. Poła, istriot. Puola, slowen und Čakavisch Pulj, deut. Pola und Polei, lat. Colonia Pietas Iulia Pola Pollentia Herculanea, altgriech. Πόλαι, Polae), Sissano (kroat. Šišan)

 

ISTRORUMÄNISCH (Tschitschisch)

Romanische Sprache, vermutlich Restgruppe des Maurowalachischen, Maurowlachisch und Morlakisch genannt

1914 Umgangssprache im nordöstlichen Istrien in zwei Sprachinseln.
Eine davon ist Žejane (ital. Seiane, istrorom. Jeiani o Jeiăn) im Nordosten auf dem östlichen Teil des Hochplateus des Tschitschen Boden (kroat. Ćićarija, slowe. Čičarija, ital. Cicceria, Monti della Vena)
Die andere Sprachinsel liegt südlich davon, westlich des Gebirges Učka (ital. Monte Maggiore), nahe des bis 1932 bestehenden Lago d'Arsa, Lago di Cepich (kroat. Čepićko jezero, Raško, Kožljansko, Sisolsko) und umfaßt sechs Dörfer: Šušnjevica (Şuşńieviţe, Susńieviţa, istrorom. Suseni, ital. Susgnevizza or Valdarsa), Nova Vas (Noselo, kroat. Kršan, istrorom. Sat Nou), Jesenovik (istrorom. Sucodru), Kostrčani (ital. Costerciani, istrorom. Costârceân), Letaj (istrorom. Letai) und Brdo (ital. Berdo, Birdo, istrorom. Bârdo).

1851: 2.795 (= 0,51%) Istroromanen (Tschitschen)

Um 1800 sprach noch ein großer Teil des nördlichen Binnenistriens Istroromanisch, bis 1910 allmählicher Rückgang durch Kroatisierung bzw. Italianisierung auf zwei kleine Sprachinseln.

Die Sprache wurde bis ins 15. Jahrhundert von den nomadischen Morlaken auch im kroatischen Küstengebiet und in Dalmatien gesprochen, die dann allmählich zum Kroatischen übergingen. Auf Krk (lat. Curicta, ital. Veglia, dalmat. Vikla, deut. Vegl) starb die Sprache im späten 19. Jahrhundert aus.

mehrere Dialekte

weder Literatur- noch Unterrichtssprache

 

KALDERASCH ("Kesselflicker)

Zigeunersprache

Umgangssprache dieser in der Neuzeit von der Walachei in die Monarchie eingewanderten Gruppe. Viele sehr unterschiedliche Dialekte. 

 

LADINISCH

Romanische Sprache

Umgangs-, Schrift-, Literatur-, Unterrichtssprache (1912: 15 öffentliche deutsch - ladinisch zweisprachige Volksschulen) und in bescheidenem Maß auch Verwaltungssprache im Süden der gefürsteten Grafschaft Tirol (in den Tälern rund um die Sella: Grödnertal, Gadertal, Fassatal, Buchenstein und Cortina d'Ampezzo sowie im Nonstal und Sulztal westlich der Etsch - Nones (Nonsbergisch) und Solander (Sulzbergisch) - anaunisch-ladinische Dialekte) und im Comelico-Tal und besonders in dessen Seitental Padola in der Region Cadore, im Zoldo-Tal sowie im Cordevole-Tal im Norden bzw. Nordwesten der venetischen Provinz Belluno.

1851: 8.668 Ladiner in Tirol, um 1900 rund 15.000

 

LADINO (Judenspanisch)

Romanische Sprache

1914 Umgangssprache in den bosnischen Städten, besonders in Sarajewo.

Nach der Ausweisung der Juden aus Spanien 1492 siedelten sich viele davon im Osmanischen Reich an, brachten ihre spanische Sprache mit und behielten sie über Jahrhunderte bei. Damit wurde Ladino in allen Zentren des Osmanischen Reiches verwendet. Auch in Belgrad (Griechisch Weißenburg, 1718 - 1739 habsburgisch) und Sarajewo (ab 1878 habsburgisch) gab es größere Gruppen, in Bosnien 1879 etwa 3.500 Menschen.

verschiedene Dialekte

Alte Schrift- und Literatursprache

Alte Literatursprache und Wissenschaftssprache

 

LEMKISCH

Ostslawische Sprache

Umgangssprache des ruthenischen Volksstammes der Lemken in den Nordkarpathen zwischen den Quellen des Saan und der Popper, heute in der nordöstlichen Slowakei und im südöstlichen Polen; die westlichste Ostslawische Sprache bzw. der westlichste Ruthenische Dialekt; vermutlich mit walachischen Wurzeln;

Oft auch als Dialekt des Ruthenischen angesehen.

Weder Literatur-, noch Unterrichts- oder Amtssprache.

 

LOVARA-ROMANES ("Pferdehändler")

Zigeunersprache

Von der Walachei kommend in der Neuzeit in der Monarchie eingewandert. Sprache erst 1997-1999 codifiziert (zur Schriftsprache gemacht).

 

MACEDO-WLACHISCH (Zinzarisch, Vlachisch)

Romanische Sprache

Umgangssprache einer kleinen Gruppe von Händlern vom südlichen Balkan, die gemeinsam mit Griechen in die wichtigen Handelsstädte eingewandert sind.

Alte Schrift- und Literatursprache

(siehe Griechisch)

 

ROTWELSCH

Mischsprache, basierend auf der deutschen Sprache mit Sonderwortschatz mit vielen Entlehnungen aus dem Jiddischen und Romanes

zahlenmäßig schwer einzuschätzen

viele Regionaldialekte

weder Literatur- noch Unterrichtssprache

Verkehrssprache des "fahrenden Volks" in Mitteleuropa

 

RUSSISCH

Ostslawische Sprache

Umgangssprache einer kleinen Gruppe von russischen Altgläubigen, die nach der österreichischen Erwerbung der Bukowina 1775 dort eingewandert sind. Um 1900 Mehrheit in Fântâna Albă (ukr. Біла Криниця, Bila Krînîțea, russ. Белая Криница, Belaia Krinița, deut. Fontina Alba und Bila Krynyzja) und Lipoveni (ukr. Липовани, Lîpovanî, deut. Lipoweni) - beide heute bei der Ukraine sowie in Lipoveni (deut. Lipoweny) - heute in Rumänien.

Kleine Gruppen auch in Climăuți (deut. Klimoutz, russ.Климaуци), Mușenița (deut. Muszenitza), Mitocu Dragomirnei (deut. Mitoka Dragomirna), Gura Humorului (früher Gura Homorului, deut. & poln. Gura Humora, jidd. , גורא הומאָרא Gura Humora), Rădăuți (deut. Radautz, ung. Radóc, jidd. אַדעװיץ , Radevits, poln. Radowce, ukr. Радівці, Radiwzi) und Suceava (deut. Suczawa, ung. Szucsáva)

Alte Schrift- und Literatursprache

1915 keine Unterrichtssprache

Literatursprache, Bildungssprache, Wissenschaftssprache

Im Osteuropa und Nordasien dominierende Handels- und Verkehrssprache

 

SINTITIKES

Zigeunersprache

Sprache der Sinti. Seit dem 14. Jahrhundert in der Monarchie verwendet. 

1914 Umgangssprache der Sinti

weder Literatur- noch Unterrichtssprache

 

WERCHOWINISCH

Ostslawische Sprache

Umgangssprache des ruthenischen Volksstammes der Werchowiner in den Nordkarpaten, im Nordosten des ungarischen Comitats Maramures, an der galizischen Grenze, heute im Norden Rumäniens

Oft auch als Dialekt des Ruthenischen angesehen.

Weder Literatur-, noch Unterrichts- oder Amtssprache.

 

ZIMBRISCH

Germanische Sprache, abgeleitet vom bayerischen frühen Mittelhochdeutschen

Umgangssprache in den 13 Gemeinden bei Verona, den 7 Gemeinden bei Vicenza (beide von 1797 - 1805 und 1815 - 1866 als Teil Venetiens bei Österreich), im südlichen Trentino und im Südwesten des Belluno und dem angrenzenden Treviso.

1914 in Österreich nur mehr in Lusern (ital. Luserna), Lafraun (ital. Lavarone) und Vielgereuth (ital. Folgaria) lebendig.

Im 19. Jahrhundert auch noch in Terragnolo (deut. Leimtal), Vallarsa (deut. Brandtal) und Trambileno (deut. Trumbeleis, Trumelays) lebendig.

Die anderen Sprachinseln wurden 1866 an Italien abgetreten.

Alte Schrift- und seit 1603 Literatursprache

bis ins 19. Jahrhundert auch Unterrichtssprache, in Lusern wieder von 1866 - 1914 und wieder seit den 1970ern

stark voneinander abweichende Dialekte

bis ins frühe 19. Jahrhundert auch Kirchen- und Amtssprache in den Bauernrepubliken Sieben Gemeinden und Dreizehn Gemeinden

 

IV. Sprachen in 1900 bereits verlorenen Gebieten

FLÄMISCH

Germanische Sprache

Umgangssprache im Norden der Österreichischen Niederlande (1715 - 1797 habsburgisch)

Dialekte

Alte Schrift- und Literatursprache

Unterrichtssprache im Norden der Österreichischen Niederlande

Wichtige Bildungsprache, wichtige Wissenschaftssprache

 

FRANCOPROVENCAL

Romanische Sprache, früher oft als Dialekt des Französischen bewertet

Umgangssprache im Südosten Frankreichs (um Lyon), der Westschweiz und Nordostitaliens (Aostatal)
Einige Sprachinseln in Süditalien (Königreich Neapel 1715 - 1738 habsburgisch)

Dialekte

Alte Schrift- und Literatursprache 

 

KATALAN

Romanische Sprache

Umgangssprache und Literatursprache in der Stadt Alghero (katal. L'Alguer, sard. S'Alighera, sassaresisch (korsisch) l'Aliera) im Nordwesten Sardiniens (das Königreich Sardinien war 1715 - 1720 habsburgisch).

Nach dem Ende des spanischen Erbfolgekrieges (1715) gingen einige tausend habsburgische Parteigänger aus Katalonien mit den kaiserlichen Truppen nach Österreich. Ein Teil von ihnen wurde ab 1719 im Banat angesiedelt. U.a. wurde 1728 das Dorf "Neu-Barcelona" bei Groß-Betschkerek für sie gegründet, das allerdings bereits 1738 durch osmanische Truppen zerstört wurden (140 tote Siedler). Die meisten katalanischen Siedler im Banat wanderten wegen des ungewohnten Klimas bald wieder ab.

Alte Schrift- und Literatursprache

Amtssprache im Osten Spaniens

 

KORSISCH

Romanische Sprache

Umgangssprache im Norden von Sardinien, etwa 20% der Inselbevölkerung (das Königreich Sardinien war 1715 - 1720 habsburgisch).

Dialekte

Alte Schrift- und Literatursprache 

 

NEAPOLITANISCH

Romanische Sprache, früher oft als Dialekt des Italienischen bewertet

Umgangssprache in Kampanien, Abruzzen, Molise, Basilicata sowie dem Norden Kalabriens und Apuliens und im Süden Latiums und der Marken (Königreich Neapel 1715 - 1738 habsburgisch)

Dialekte

Alte Schrift- und Literatursprache 

Nach dem Untergang der politischen Selbstständigkeit des Königreich Neapel 1860 allmählich als Unterrichtssprache und Amtssprache vom Standard-Italienischen verdrängt.

 

SARDISCH

Romanische Sprache

Umgangssprache im Großteil von Sardinien - Süden und Mittelteil, etwa 80% der Inselbevölkerung (das Königreich Sardinien war 1715 - 1720 habsburgisch).

Dialekte

Alte Schrift- und Literatursprache 

heute anerkannte Regionalsprache aber keine Unterrichtssprache

 

SIZILIANISCH

Romanische Sprache, früher oft als Dialekt des Italienischen bewertet

Umgangssprache auf Sizilien, im Süden Kalabriens und Apuliens

Dialekte

Alte Schrift- und Literatursprache 

Nach dem Untergang der politischen Selbstständigkeit des Königreich Neapel 1860 allmählich als Unterrichtssprache und Amtssprache vom Standard-Italienischen verdrängt.

keine Unterrichtssprache

 

SORBISCH

Westslawische Sprache

Umgangssprache in der Lausitz (1526 - 1635 habsburgisch)

Ober- und Niederlausitzer Dialekt mit jeweils eigener Schriftsprache

Alte Schrift- und Literatursprache 

Unterrichtssprache und Amtssprache in der Lausitz

 

SPANISCH - KASTILISCH

Romanische Sprache

Nach dem Ende des spanischen Erbfolgekrieges (1715) zogen einige tausend habsburgische Parteigänger aus Spanien mit den kaiserlichen Truppen nach Österreich. Ein Teil davon wurde ab 1719 im Banat angesiedelt, die meisten wanderten wegen des ungewohnten Klimas aber wieder ab.

Mercydorf erhielt als Einwohner 1723 - 1725 Spanier und Italiener, 1733 - 1736 kamen neue 119 italienische Familien und 21 ledige Italiener, sie waren für die Einführung des Reisbaues und der Seidenraupenzucht angesiedelt worden.

Dialekte

Alte Schrift- und Literatursprache 

Unterrichtssprache, wichtige Bildungsprache, wichtige Wissenschaftssprache, Vorlesungssprache an Universitäten in Spanien und Lateinamerika

Amtssprache in mehreren Staaten

Verkehrssprache und Handelssprache auf der Iberischen Halbinsel, in Lateinamerika und auf den Philippinen.

 

SURSELVISCH

Romanische Sprache in Graubünden

Literatur-, Unterrichts-, und früher auch Amtssprache in der habsburgischen Enklave Rhäzuns (rätorom. Razén) bei Chur in Graubünden (1497 - 1819 habsburgisch).

Dialekte

Alte Schrift- und Literatursprache 

 

SUTSELVISCH

Romanische Sprache in Graubünden

Umgangssprache in der habsburgischen Enklave Rhäzuns (rätorom. Razén) bei Chur in Graubünden (1497 - 1819 habsburgisch).

Dialekte

Alte Schrift- und Literatursprache 

 

VALLADER

Romanische Sprache in Graubünden

Umgangs-, Unterrichts-, Bildungs- und Amtssprache in der Grafschaft Tarasp im Unterengadin in Graubünden (1464 - 1803 habsburgisch).

Bis um 1500 auch im Walgau und noch länger im Montafon in Vorarlberg und in Teilen des tirolischen Oberinntal als Umgangssprache.

Dialekte

Alte Schrift- und Literatursprache

 

WALLONISCH

Romanische Sprache

Umgangssprache im Süden der Österreichischen Niederlande (1715 - 1797 habsburgisch)

viele Dialekte

Als Schrift-, Literatur-, Unterrichts-, Bildungs- und Amtssprache wurde meistens das Französische verwendet.

Alte Schrift- und Literatursprache 

 

V. 1900 bereits erloschene Sprachen

DALMATINISCH

Romanische Sprache

Umgangssprache an der östlichen Adriaküste, vor allem auf den vorgelagerten Inseln und in den Hafenstädten auf dem Festland. Entstanden aus dem Vulgärlatein der Antike wurde das Dalmatinische einerseits durch das vordringende Kroatische (Čakavische und Štokavische), als auch durch das Italienische (Venetische) allmählich verdrängt bzw. ersetzt.
Es war bis etwa 1500 Umgangssprache in der Republik Ragusa (kroat. Dubrovnik).

Das Dalmatinische überlebte auf der Insel Vegl (dalm. Vikla, ital. Veglia, kroat. Krk, lat. Curicta) bis 1898.

In der Neuzeit kaum noch Schrift- und Literatursprache, keine Unterrichtssprache. 

 

JASSISCH (Jazygisch)

Iranische Sprache, abgeleitet vom Alanischen, ähnlich dem Nordossetischen

Umgangssprache im Siedlungsgebiet der Jazygen in Ungarn zwischen Donau und Theiß, rund um Jászberény (deut. Jaßbring).

Im 16. Jahrhundert erloschen

keine Schrift- und Literatursprache

 

KUMANISCH

Tatarische Sprache

Umgangssprache in den Kumanischen Siedlungsgebieten in Ungarn zwischen Donau und Theiß sowie östlich davon.

ab dem frühen 17. Jahrhundert zurückgegangen, 1770 starb der letzte Sprecher

in der Neuzeit keine Schrift- und Literatursprache mehr

 

WALACHISCH

Romanische Sprache, abgeleitet vom mittelalterlichen Rumänisch

Umgangssprache der walachischen Bergwanderhirten, die vom 14. bis ins 17. Jahrhundert aus der Walachei über die Maramuresch entlang der Nordkarpaten bis nach Mähren gewandert sind, wobei die Sprache schon auf dem Weg allmählich durch die benachbarten slawischen Sprachen (Polnisch, Slowakisch, Tschechisch usw.) lexikalisch beeinflußt wurden.

viele Dialekte

keine Schrift- und Literatursprache 

 

 

Karten:

Czoernigsche Karte 1855

Im Jahr 1855 gab der damalige Präsident der Statistischen Verwaltungskommission Carl Freiherr von Czoernig (1804 - 1889) eine detaillierte "Ethnographische Karte der Österreichischen Monarchie" heraus, die bis heute als die detailreichste und beste ethnographische Karte Österreichs gilt.

Blatt 1 (Nordwesten: Böhmen, Mähren, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Deutsch-Tirol, Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Westungarn)

Blatt 2 (Nordosten: Österr. Schlesien, Galizien, Bukowina, Oberungarn (Slowakei), Zentralungarn, Nordsiebenbürgen)

Blatt 3 (Südwesten: Lombardei, Venetien, Trentino, Görz und Gradisca, Triest, Istrien, Krain, Untersteiermark, Altkroatien, Norddalmatien)

Blatt 4 (Südosten: Südungarn, Slawonien, Syrmien, Batschka, Banat, Südsiebenbürgen, Süddalmatien)

Die darin enthaltene Tabelle der "Sprachstämme" ist nach Kronländern gegliedert und weist sogar kleine Gruppen, wie die Ladiner, die Bulgaren im Temescher Banat und Siebenbürgen und die Ungarn in der Bukowina aus.

 

Völkerkarte von Österreich-Ungarn 1880

Diese Karte, basierend auf der Volkszählung von 1880 (in Österreich wurde die Umgangssprache gezählt, in Ungarn die Muttersprache), gibt einen guten Überblick, ohne die Detailgenauigkeit der Czoernigsche Karte aus 1855 zu erreichen.

Völkerkarte von Österreich-Ungarns (Volkszählung 1880) aus dem Andrees Handatlas, 1881 , 1. Auflage

 

 

Weitere Artikel zum Thema Sprachen, Konfessionen, Schriften usw.:

Die Vielsprachigkeit der Habsburgermonarchie

Schriftarten (Alphabete) im alten Österreich

 

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