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Die Türken 1529 und 1532 in der Steiermark

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Soliman (Suleiman) eroberte 1529 Ofen und rückte mit einem siegestrunkenem Heere gegen Wien vor, fest entschlossen, die Fahne des Propheten auf die zweitgrößte Metropole der Christenheit aufzupflanzen.

Die Steiermark sandte ihren Feldhauptmann Abel von Holleneg mit vieler Mannschaft der bedrängten Kaiserstadt zu Hilfe; er besetzte das Kärntnertor und obschon es den Türken mit ihren Feldschlangen und Petarden gelang, dasselbe zu sprengen, so konnten sie doch nicht in die Stadt dringen, da alle ihre Angriffe auf das Tapferste abgeschlagen wurden.

Auf ihren Rückzug durch die Steiermark, nachdem der Sultan zuvor in zwanzig Tagen, zwanzigmal vergebens stürmen ließ und endlich mit einem Verlust von 80.000 Mann abzog, rächten die Osmanen diesen großen Verlust, brannten viele Orte nieder, darunter auch Friedberg, und schleppten mehrere Tausend Menschen in Gefangenschaft.

Die Zerstörung Friedbergs

TürkenDieser Durchzug des türkischen Heeres, der für die betroffenen Landschaften ein Verwüstungszug ohnegleichen war, wird nachfolgend von türkischen Geschichtsschreibern geschildert und ist auch im Tagebuch der Marschroute Sultan Suleimans eingetragen, doch sind die hier vorkommenden Ortsnennungen nicht immer identifizierbar, hier übersetzt:

"Bei Tage ward der Spiegel der Sonne von dem Rauche flammender Kirchen verfinstert und mit Schleier überzogen, und bei Nacht verlor der helle Mond Licht und Glanz von den Strahlen der Mondfackeln der Islamitischen Heere zahllos, wie die Heere der Sterne.

Sie waren gleichsam ein reißender Strom, der rechts und links in die Entfernung von zehn Tagen über Berge und Felder seine Fluten verbreitete.

Da nun die flüchtigen Feinde wie listige Füchse dem Kampfe des siegreichen Schahs zu entfliehen trachteten, und es sich gar nicht vermuten ließ, daß sie zum Widerstande kommen sollten, so war es notwendig, das Land rings umher den länderdurchschreitenden Zügen des wie der Ozean wogenden Heeres zu unterwerfen. Man erblickte auf diesem Streifzug einen himmelanstrebenden Berg, zu dem deutschen Lande gehörig, das eigentlich das Nest und die Lagerstätte der ungläubigen Aufrührer ist. Sein Gipfel, mit Schnee bedeckt, reichte bis an die Wolken. Der Saum dieses Berges, auf dem die Götzendiener ihre unmöglichen Hoffnungen stützten, ist mit festen Schlössern und hohen Burgen bebaut, und inner des Passes Leitenberg ist das flache Land mit Städten und Dörfern besät, mit Strömen und Flüssen durchschnitten, die Felder und Heiden eine Rosenflur und ein Tulpenbeet nach dem Inhalt des "Die Welt ist der Kerker des Rechtgläubigen und das Paradies des Ungläubigen."

Nachdem nun beschlossen worden, die welterobernden Fahnen in diese Gegend zu tragen, schlug der glorreichste Kaiser (dessen Regierung ewig dauern möge) am 7ten Safar sein glückliches Gezelt nahe am Schlosse Friedberg auf. Da die darin eingeschlossenen, zur Hölle bestimmten Ungläubigen sich zu unterwerfen weigerten, liefen einige löwenmütige Tapfere ohne Verzug Sturm, verbrannten in einem Augenblicke die Tore, opferten die Höllenhunde dem Säbel und reinigten den Ort von ihren Körpern."

1532

Auf Zapolya's Antrieb sammelte der Sultan 1532 ein Heer von 200.000 streitbaren Männern, welche furchtbares Geschütz und Belagerungs - Maschinen mit sich führten, um in Österreich einzufallen.

Seine Vorhut befehligte Ibrahim Pascha, der die kleine Stadt Güns einschloß und vergeblich bestürmte. Durch 14 Tage lagerte Soliman vor Güns, welches er um jeden Preis nehmen wollte; es folgte Sturm auf Sturm und obschon die Wälle in Schutt lagen und die Tore gesprengt waren, gelang es ihm doch nicht in die Stadt zu dringen, welche von Niklas Jurissisch (Nikollija) und einer kleinen tapferen Schar auf das Heldenmüthigste verteidigt wurde.

Solimann, an seinem ferneren Kriegsglücke verzweifelnd, trat seinen Rückzug über Pinkafeld und Hartberg, Pischelsdorf gegen Graz an.

Die beste Wehrkraft des Landes war damals zur Verteidigung der Hauptstadt nach Österreich abgerückt. In dieser großen Not wurde das Volk nach Möglichkeit bewaffnet, die Tore geschlossen, die Wälle besetzt und das feste Schloß erhielt eine Besatzung von 400 Croaten, der bürgerlichen Schaarwache und ständischen Lanzenknechten. Die Landleute flüchteten von nah und fern in die Stadt, hinter ihren Wällen und den Kanonen des Schlosses Sicherheit zu suchen. So wurde die Ankunft des gefürchteten Feindes mit Bangigkeit erwartet. Der Zug der Türken ging hart an den Wällen der Stadt vorüber und dauerte ohne Unterbrechung, von einem Morgen bis zum anderen. Die drohende Haltung des Schlosses, welches nur mittels Belagerung genommen werden konnte, bestimmte den Sultan, um nicht durch einen längeren Aufenthalt vor Graz von seinen Staaten abgeschnitten zu werden, den Rückzug fortzusetzen; er ging bei Marburg über die Drau und eilte mit 30.000 geraubten Christen, seinen Weg durch Verheerung bezeichnend, über Slavonien und Serbien nach Belgrad. Soliman endete sein tatenreiches Leben vor Szigeth's Mauern, welches der große Held Graf Niklas Zriny, so glorreich verteidigte.

Der Hauptarmee folgte Ibrahim Pascha mit einer Horde Türken und Tataren, nebst zahlreichem Troß; er bezog Abends ein Lager vor der Stadt und ließ sein Geschütz auf dem heutigen Karmeliterplatz gegen den Schloßberg aufführen.

Mit frühem Morgen drang eine Abteilung von 4000 Mann in die Vorstädte, brannte St. Leonhard nieder und plünderte die Stadt.

Der Pascha schlug sein Hauptquartier in einem, der gräflich Saurau'schen gehörigen Hause, welches erst 100 Jahre später in einen Palast umgebaut wurde, am Fuße des Schloßbergs auf.

Alle Stürme der gefürchteten Janitscharen wurden durch die Standhaftigkeit der Besatzung abgeschlagen und das Feuer der türkischen Geschütze mit Erfolg erwidert.

Da soll es sich ereignet haben, daß eine Kanonenkugel vom Schloßberg in das Zimmer des Paschas schlug und einen Braten von seinem Teller warf, worauf Ibrahim zu seinen Agas und Beys sagte: "Was nützt mir die Stube ohne Ofen" nämlich: die Stadt ohne den Schloßberg. Zum Wahrzeichen dieser Begebenheit sieht noch die hölzerne Figur eines Türken, mit Schild und Schwert, drohend aus einer Öffnung unter dem Dache des Palastes nieder.

In dieser dringenden Gefahr erging durch das ganze Land ein allgemeines Aufbot.

Hans Katzianer von Katzenstein und Hans Ungnad Freiherr von Sonnek sammelten einige Tausend Mann; selbst aus Ungarn und Croatien strömten Reiterscharen herbei, um die bedrängte Stadt zu befreien.

Nun hob Ibrahim die Belagerung auf uns wollte seine große Beute, die er auf vielen Wagen mit sich führte, in Sicherheit bringen.

Am Abend vor dem Abzug der Türken erreichte der kaiserliche Feldhauptmann Katzianer mit seinem Reitergeschwader die Vorstadt St. Leonhard. Er ließ den Obersten Paul Pághy mit 1000 Husaren und Panduren, so wie die Ritter von Auersberg und Reichenburg mit der geharnischten Reiterei, in nächtlicher Stille über St. Peter gegen Fernitz rücken, um in jener, von Wäldern und Schluchten durchschnittenen Gegend, dem Feinde einen Hinterhalt zu legen.

Mit Tagesanbruch setzten sich die Türken in Bewegung; Ibrahim schickte den Troß mit Bedeckung voraus. Eine Abteilung Sipahis übersetzte die Mur, um die Aufmerksamkeit der Kaiserlichen zu teilen; er selbst führte die Haupttruppe, welcher ein Haufe erprobter Janitscharen unter ihrem Aga als Nachhut folgte.

Schon hatte der Vortrab sorglos in langem Zug Fernitz erreicht, als die kühnen Husaren, wie ein Gewittersturm hervorbrachen und mit Ungestüm sich auf die überraschte Haupttruppe warfen. Wodurch in ihren Reihen Verwirrung entstand und der Marsch aufgehalten wurde.

Dem Pascha wäre es beinahe gelungen, mit seinen kriegerischen Völkern das Gefecht herzustellen, da erscholl der Schlachtruf der deutschen Reiterei, welche mit donnerndem Gebrause in geschlossenen Massen heran stürmte und Alles vor sich niederwerfend, jeden Widerstand fruchtlos machte.

Während dies bei der Haupttruppe vorfiel, zerstreute sich der Troß in alle Richtungen und die Vortruppen wandten sich, vom Schrecken ergriffen, zur Flucht, wurden aber von den Husaren und Panduren mit verhängtem Zügel verfolgt und größtenteils zusammengehauen.

Die Türken fochten todesmutig und suchten sich mehrmals zu ordnen, doch ward ihre Niederlage vollständig, als Katzianer, Ungnad und Sigmund Freiherr von Herberstein mit der Besatzung des Schloßberges, der steiermärkischen Reiterei, dem deutschen Fußvolk und einigen Geschützen auf dem Kampfplatze erschienen. Da die Sipahis jenseits der Mur das Unglück der Ihren sahen, zündeten sie aus Rache die Dörfer Feldkirchen und Premstätten an und metzelten deren Bewohner schonungslos nieder.

Ibrahim mit mehr als 8.000 Mann bedeckte das blutige Schlachtfeld, nur wenige Türken erreichten die ungarische Grenze, doch ward auch der Verlust der Kaiserlichen groß und viele der angesehensten Familien des Landes wurden in Trauer versetzt.

Die Trophäen diese Sieges waren gegen Tausend befreite Christensklaven, das ganze Geschütz, viele Fahnen, Heerpauken, silberne und vergoldete Brustharnische, juwelenbesetzte Damascener - Säbel und Dolche, kostbare Shawls, reich geschirrte arabische Pferde, nebst vielem Gold - und Silbergerät und einer großen Menge Waffen; auch wurden sechs Elefanten erbeutet. Unter den Gefangenen machten sich viele Mohren bemerkbar.

Die Rückkehr der Befreier aus dieser Gefahr in die Stadt glich einem Triumpfzuge, es wurden die Glocken geläutet, Kanonen am Schloßberg gelöst und auf allen Bergen Freudenfeuer abgebrannt. Der ganze Clerus, die Ratsherren und vieles Volk gingen den Siegern entgegen und begleiteten sie unter endlosem Jubel und Segenswünschen in die Stadt, wo Tags darauf ein feierlicher Gottesdienst gehalten wurde, welchem Bankette und allerlei Lustbarkeiten folgte.

Das Haupt Ibrahims Pascha's trug ein Reiter auf hoher Pike dem Heer voraus. Die Husaren und Panduren kehrten mit reicher Beute in ihre Heimat zurück. Kaiser Ferdinand schlug Katzianer zum Ritter, ernannte ihn zum General, kaiserlichen Rat und Landeshauptmann in Krain.

Die türkischen, mitunter reich verzierten Waffen, sind noch im ständischen Zeughaus aufbewahrt; auch fanden sich bei der Anlegung der Süd- Eisenbahn einige Hufeisen auf orientalische Art, welche von der Schlacht bei Fernitz herrühren dürften.

1578

Um die Grenzverteidigung möglichst zentral zu leiten, war schon 1578 das "ewige und immerwährende Generalat der windischen und kroatischen Grenzen" errichtet worden. Wie notwendig!

Denn wenn auch formal Frieden war, so streiften die türkischen Scharen doch immer wieder ins Grenzland. Durch das sogenannte "Brucker Libell" wurde zusätzlich auch die militärische Ausbildung aller Grenzsiedler angeordnet.

Kreidfeuer

1630 wurden zur sofortigen Bekämpfung der immer wieder auftretenden Überfälle Alarmzeichen eingerichtet, die sogenannten "Kreidfeuerstationen". Das waren große Holzstöße auf Berggipfeln, die von einem zum anderen sichtbar waren. Dort wurden bei Feindgefahr Feuer entzündet, die bei Nacht durch ihren Schein und bei Tag durch ihren Rauch das Volk warnen, und die Nachricht vom Feindeinfall der nächsten Kreidfeuerstelle weitergeben sollte. (Dazu waren stets "nasse" (für Rauch tagsüber) und "trockene" (für Feuerschein des Nachts) Holzstapel vorhanden.

Es gab an der steirischen Grenze mehrere genau festgelegte Routen, die sogenannten "Einfälle", die sich in den "Mureinfall", "Saveeinfall", "Draueinfall" und "Raabeinfall" gliederten.

Größere Städte in Kroatien bildeten die "Alarmausgangsstation", von wo aus die Entzündung der einzelnen Kreidfeuer angeordnet wurde.

Der "Raabeinfall" z. B. führte von Radkersburg über Neuhaus-Gleichenberg-Kapfenstein-Pertlstein-Riegersburg-Fürstenfeld-Hartberg -Bäreneck--Friedberg-Festenburg-Vorau-Zisser-Taverne-Wachsenegg-Sturmberg zum Schöckel bei Graz.

Von da aus waren Stationen bis Murau, Kindberg und Gröbming eingerichtet.