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Heiderregal

 Regal mit den Heider-Büchern im Oberösterreichischen Landesarchiv Linz

verfasst von
Ing. Sepp Asanger
4040 Linz
Langfeldstraße 11
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Allgemeines zu den Heider-Registern

Erklärung zum Begriff Heider-Index

Allgemein sind die von Josef Heider zusammengestellten Registerbücher unter dem Namen Heider-Index bekannt. Das Wort Index ist jedoch sehr vereinfachend, handelt es sich doch nicht um eine bloße Auflistung von Namen mit Datum. Bei der riesigen Anzahl von Namen und den in diesem Zeitraum oft gleichen Vornamen wäre das auch nur von begrenztem Wert. Josef Heider hat seine Arbeit wesentlich umfassender angelegt und, so weit vorhanden, auch Namen der Eltern, Orte und Berufe erfasst und spricht daher selbst von Regesten. Erst durch diese, über einen einfachen Index weit hinausgehenden Daten, ist die Zuordnung von Kindern zu ihren Eltern weitgehend zweifelsfrei möglich und sind die Verwandtschaftsbeziehungen meist nachvollziehbar, ohne die Originalmatrikeln studieren zu müssen. Darin besteht einer der besonderen Werte der Arbeit von Josef Heider und deshalb verwende ich in meinen Beschreibungen oft die Bezeichnung Heider-Register.

Was sind die Heider-Register?

Die Heider-Register sind ein ausführlicher Index der Geburts-, Heirats- und Sterbematriken von deren Beginn bis mindestens 1784 (Josephinische Pfarr- und Diözesanregulierung 1784) aller Pfarren des Mühlviertels mit Ausnahme von Mitterkirchen, der Pfarre Wegscheid in Bayern und der Pfarren des Salzkammergutes inklusive Bad Aussee in der Steiermark. Die Daten sind mit Schreibmaschine geschrieben und in Büchern gebunden. Ein kompletter Satz der Bücher befindet sich im Oberösterreichischen Landesarchiv (OÖLA), ein zweiter Satz ist im Besitz des Diözesanarchivs in Linz und ein dritter Satzt befindet sich bei der heraldisch genealogischen Gesellschaft Adler in Wien. Jede Diözese bekam einen Satz für ihren Bereich und in den Pfarren befinden sich die Heider-Bücher der Pfarre. Benannt ist der Index nach Josef Heider, der dieses gewaltige Werk in den Jahren 1957 bis 1983 erstellt hat.

Das Verzeichnis aller von Josef Heider bearbeiteten Pfarren mit Aufstellung der Matrikelbücher finden Sie unter Verzeichnis der Heider-Register.

Heider Abdeckung

geographischer Abdeckungsbereich der Heider-Register

Wer war Prof. Josef Karl Heider?

Persönliche Daten und der Lebenslauf von Josef Heider finden Sie in dem Dokument Lebenslauf von J. Heider.

Was sind die Besonderheiten der Heider-Register?

  • einheitliche Erfassung,
  • Tauf-, Heirats- und Sterbematriken,
  • geschlossener geographischer Raum,
  • geschlossener Zeitraum,
  • mit Schreibmaschine geschrieben,
  • Originale oft sehr schwer leserlich.

Organisation der Heiderbücher

Bücher mit Einführung je Pfarre

Die Heider-Bücher sind je Pfarre (nach der damaligen Pfarreinteilung) erstellt. Am Beginn jedes Tauf-, Heirats- und Sterbebuches werden die Kirchenbücher mit dem Zeitraum der Matrikeln und evt. Lücken und das Datum der Erstellung der Register ducht J. Heider angegeben. Am Beginn derr Taufregister hat  J. Heider eine allgemeine Beschreibung veröffentlicht, die einen Umfang von einigen wenigen bis zu über 90 Seiten umfassen kann. Folgende Themen können dort zu finden sein:

  • Aufstellung der Kirchenbücher mit ihren Zeiträumen und Lücken
  • Foto der Pfarrkirche und Lageplan
  • Hinweis auf Familien- versus Hofnamen und die sysnonyme Verwendung von Anfangsbuchstaben
  • Liste der Verschiedenen Schreibweisen von Familiennamen
  • Hinweise auf die Erstellung der Kirchenbücher und ihren Zustand
  • historische Anmerkungen
  • Auszüge aus Kirchenchroniken bei besonderen Vorkommnissen mit wörtlichen Zitaten
  • Liste der zu einer Pfarre gehörenden Ortschaften
  • Tabellen mit der jährlichen Anzahl der Taufen, Trauungen und Todesfälle und der Todesfälle nach Alter
  • Absterbeverlauf in den Pest- und Epidemiejahren
  • Anzahl der Todesfälle je Krankheit
  • Anzhal der männlichen und weiblichen Vornamen je Jahr
  • Liste der Häuser mit ihren Bewohnern und deren Beruf mit Zuordnung zur Grundherrschaft

Bücher 2

 Heider-Indexbücher der Pfarren Liebenau bis Niederkappel

Aufteilung der Heiderbücher

Abhängig von der Größe der Pfarre gibt es mehr oder weniger Bücher in unterschiedlicher Zusammenfassung. Bei kleinen Pfarren sind Heirats- und Sterbeindex in einem gemeinsamen Buch zusammengefasst. Für die Pfarre Kefermarkt und bei den evangelischen Landhausmatrikeln von Linz gibt es für alle drei Kategorien nur ein Heider-Buch. Bei sehr großen Pfarren hingegen sind Tauf- und Heiratregister auf mehrere Registerbücher aufgeteilt, weil die Bücher sonst zu dick geworden wären. Die Aufteilung der Bücher erfolgt entweder nach Buchstabengruppen oder nach Zeiträumen. In Hallstadt sind die Jahre 1602 bis 1784 nach Buchstaben aufgeteilt, die Jahre 1785 bis 1852 sind für alle drei Kategorien in einem Buch zusammengefasst. In der größten Pfarre, Gallneukirchen, sind die Taufregister sowohl nach Buchstabengruppen und innehalb dieser nach Jahren aufgeteilt. Es gibt also die unterschiedlichsten Kombinationen.

Alphabetischer Index

Vor allem vor dem 18. Jahrhundert wurden bestimmten Buchstaben synonym verwendet. Das betrifft die Buchstaben B und P, C und K, D und T, F und V und I und J. Josef Heider hat daher unter den Initialen B, C, D, F und I die Synonyme mit erasst. Andererseits hat er den sehr starken Buchstaben S auf Sch, St und S aufgeteilt.

Seiten

Heider hat für seine Bücher ein sehr dünnes, durchscheinendes Papier verwendet und einseitig beschrieben. Die Seiten mit Registereintragungen sind fortlaufend nummeriert. Die allgemeinen Beschreibungen am Beginn eines Buches haben keine Seitennummer.

Bei der Nummerierung sind oft Fehler wie Ziffernsturz, Zehner- oder auch Hundertersprünge vor und zurück unterlaufen. Dadurch entstanden Lücken in der Seitennummerierung bzw. doppelte Seitennummern. Da jeder Scana der Registerseiten als eigene Datei gespeichert ist, musste der Dateiname, der die Seitennummer beinhaltet, besonders behandelt werden.

 aufgeschlagenes Heiderbuch

geöffnetes Heider-Buch

Mengenangaben

Auf dem Titelbild dieses Dokumentes ist das Regal im OÖLA zu sehen, in dem die Heider-Regesten aufbewahrt werden. Es sind die oberen drei Reihen mit 306 Registerbücher, die, aneinander gereiht 6,3 Meter ergeben mit mehr als 74.000 Seiten. In der vierten Reihe von oben sind noch einige weitere blau gebundene Bücher zu sehen. Es sind Aufstellungen von Familiennamen und deren Verbreitung, die ebenfalls J. Heider angelegt hat. Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl der Registerseiten nach Kategorie ohne den nicht nummerierten einführenden Seiten mit Anmerkungen und Beschreibungen.

 

Kategorie

Registerseiten

Eintragungen

Geburt

33.601

Heirat

18.022

467.395

Sterbe

22.612

Summe

74.282

 

Aufbau der Heiratsregister

Allgemeines

Das Projekt Digitalisierung der Heider-Register, das in dem gleichnamigen Dokument beschrieben wird, ist grundsätzlich nicht auf die Heiratsbücher beschränkt. Auf Grund der besonderen Bedeutung der Heiratsbücher für die genealogische Forschung und auf Grund des enormen Umfanges wurde entschieden, das Projekt mit den Heiraten zu beginnen. Daher wird hier dzt. nur der Aufbau der Heiratsregister im Detail beschrieben. Seit 2020 arbeiten wir an den Taufregistern die wie auch die Sterberegister einen anderen Aufbau haben.

Paarweise Erfassung der Brautleute

Jedes Brautpaar kommt in der Regel doppelt vor, einmal unter dem Anfangsbuchstaben der Braut und ein zweites Mal unter dem Anfangsbuchstaben des Bräutigams. Damit ist sichergestellt, dass man nach beiden Namen suchen kann. In diesem Dokument nenne ich die zweite Registereintragung '“Gegeneintragung“. Jede Registereintragung hat mindestens 2 Zeilen. In der ersten Zeile steht der Name der Braut oder des Bräutigams und darunter, etwas eingerückt, steht der Name des Bräutigams oder der Braut. Haben Braut und Bräutigam den gleichen Anfangsbuchstaben (bzw. fallen sie in dieselbe Buchstabengruppe), dann folgen beide Doppelzeilen unmittelbar hintereinander: Braut-Bräutigam, Bräutigam-Braut, bzw. Bräutigam-Braut, Braut-Bräutigam, je nach alphabetischer Sortierfolge der Namen

Indexeintragungen

Heiratspaare, Pomberger Franz und Pögner Eva kommen zwei Mal in umgedrehter Reihenfolge vor

Spalten

Die Heiratsregister beinhaltet sehr viel mehr Informationen als ein gewöhnlicher Index mit Namen und Datum, weswegen J. Heider von Regesten spricht. Die Inhalte sind in 4 Spalten mit den folgenden Überschriften organisiert:

Tag (Heiratsdatum)
Name der Brautleute
Eltern, Beruf, Ort
Tom. (Buch und Seite)

Die Inhalte in diesen Spalten können zum Teil sehr variieren und müssen richtig interpretiert werden. Die Spalten selbst sind auf Grund des begrenzten Platzes der Schreibmaschinseiten im Hochformat nicht hundertprozentig abgegrenzt, sondern können teilweise in die Nachbarspalte hineinragen. Welche Daten tatsächlich bei einer Registereintragung enthalten sind hängt in erster Linie von der Quelle ab. In den frühen Heiratsbüchern waren die Matrikeln noch sehr rudimentär und entsprechend wenige Daten konnte Heider in die Register übernehmen. Andererseits hat Heider z.B. die Namen der Trauzeugen nicht übernommen, die in den Matrikeln immer vorkommen.

Erklärungen zu den Spalten

Form und Inhalt der Spalten können stark variieren. So seht etwa in Spalte Tag in der Regel ein gültiges Datum, manchmal aber fehlen Tag und/oder Monat, manchmal steht dort das Jahr mit der fortlaufenden Nummer der Eintragung. Auch Angaben wie Ostern oder Fasching statt des konkreten Datums kommen vor.

Die Angaben in der Spalte Eltern, Beruf, Ort beziehen sich immer auf die Person, die in der ersten Zeile steht, also die Braut oder den Bräutigam. Die Angaben können die Vornamen der Eltern mit deren Wohnort und den Beruf des Vaters sein - ihre Vornamen sind immer mit einen Bindestrich verbunden. Bei einer Witwe steht dort der Name des verstorbenen Ehemannes (erkennbar durch den Zusatz Witwe nach …) oder ihr Beruf und Wohnort, wenn sie ein Gewerbe ausübte. War der Bräutigam Witwer, sind statt der Angaben zu den Eltern sein Beruf und Wohnort angegeben. Oft findet man in dieser Spalte auch Altersangaben, die in den späteren Matrikeln vermerkt wurden. Die Altersangabe ist dann mit dem Text Alter, Jahre, alt, J.a. etc. gekennzeichnet.

Die verschiedenen Angaben sind durch Beistriche getrennt, z.B. Witwer, Weber, Aigen. Bei Platznot wurden aber oft die Leerstellen weggelassen: Ratsbürger,Fleischhacker. Sehr oft ist ein langer Begriff abgekürzt oder abgeteilt und in der nächsten Zeile fortgesetzt:

Witwer, Gemainbraumei-
ster

In der Spalte Tom. ist die Nummer des Kirchenbuches, die Seitennummer fehlt häufig. Manchmal fehlt auch die Nummer des Kirchenbuches. In diesem Fall handelt es sich um einen Fehler beim Erstellen der Registereintragung, der aber leicht erkennbar ist und durch uns ergänzt wurde.

Die normale Form ist tomus pagina (sofern die Seitennummer angegeben ist). Manchmal ist die Reihenfolge umgedreht: pagina/tomus (dann oft, aber nicht immer, durch einen Schrägstrich getrennt). Die Reihenfolge kann mitten in einer Buchseite wechseln. Normalerweise stehen diese Angaben in der ersten Zeile der Indexeintragung. Manchmal wurde aus Platzgründen die tomus-Angabe ganz rechts geschrieben und die pagina in der 2. Zeile darunter. Eine besondere Form ist die Angabe der Seitennummer in der Elternspalte mit dem Zusatz Seite oder S. Diese Form ist extrem unübersichtlich.

Aus den geschilderten Besonderheiten kann man erkennen, dass die Aufteilung der Inhalte in die einzelnen Felder unserer Datenbanken eine komplexe Aufgabe ist. Viele Teile davon konnten durch aufwändige Programmierung automatisiert weden, aber es bleiben immer Teile, die manuelle Eingriffe erfordern.

Tomus und pagina sollten innerhalb eines Registerbuchstaben aufsteigend sein. Eine krasse Abweichung von dieser Regel entsteht bei den Kirchenbüchern, die nach Ortschaften geführt sind. In der chronologischen Aufstellung der Register springen die Seitennummern ständig hin und her und entziehen sich damit einer Kontrolle. Allerdnings sind sie bei der Suche im Kirchenbuch eine große Hilfe, weil man meist die Ortschaft nicht kennt, in der die Eintragung vorgenommen wurde. Ohne Kenntnis der Seitennummer mus man dann das Kirchenbuch Ortschaft für Ortschaft durchsuchen, bis man fündig wird.

Schriftbild

Die Registereintragungen wurden mit Schreibmaschine geschrieben. Im Laufe der Jahre kamen mindestens zwei verschiedene Schreibmaschinen zum Einsatz, wobei die Schriftqualität besser wurde und damit auch die Erkennungsrate bei der maschinellen Schrifterkennung. Um die Tastatur einfach zu halten gab es damals für die Ziffern 1 und 0 keine eigene Tasten bzw. Typen. Für die 1 wurde das l verwendet, für die 0 ein o und nur aus dem Zusammenhang ist erkennbar, ob es sich um Buchstaben oder Ziffern handelt. Die Qualität der Schrift hängt auch von der Anzahl der erstellten Durchschläge ab und von der Verwendungsdauer des Farbbandes bzw. der zwischengelegten Pauspapiere.