2. SESSHAFTIGKEIT DER BAUERN bzw. LANDBEVÖLKERUNG
"Unsere Ahnen saßen über Generationen auf ihren Höfen, die immer in der Familie weitervererbt worden sind", so ein weiteres Klischee.
Schon aus Punkt 1 geht hervor, daß das nicht ganz stimmen kann. In Wirklichkeit waren auch die Bauern vor 300 oder 400 Jahren sehr mobil. Man heiratete in ein Dorf der Umgebung (Heiratsmarkt war oft die Sonntagsmesse), man kaufte im Umland einen Hof usw. Daß mehr als drei aufeinanderfolgende Generationen im selben Dorf ansässig waren, kam natürlich vor, war aber eher die Ausnahme. Das alles galt in stabilen Friedenszeiten.
In Kriegszeiten, bei Seuchen, Mißernten usw. war die Situation noch viel dramatischer. Auch Bauern wanderten über hunderte Kilometer ab, um ein besseres, selbstbestimmtes Leben führen zu können. Denken Sie an die Wiederbesiedlung der böhmischen Länder nach dem 30jährigen Krieg, denken Sie an die Wiederbesiedlung des von den Türkenkriegen verwüsteten östlichen Niederösterreich, der Steiermark und Westungarns, denken Sie an die sog. "Schwabenzüge" ab etwa 1700 über 1000 km hinweg bis ins Banat und in die Bukowina.
Handwerker waren generell noch mobiler als Bauern. Durch die Pflicht zur Walz kamen sie meist weit herum, kannten einen guten Teil Mitteleuropas. Bei Kaufleuten und Soldaten war das berufsbedingt ohnehin selbstverständlich.